Analytische Psychologie
Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse
Helden
Heroes
E-Journal (pdf) – Heft 179, 46. Jg., 1/2015
Inhalt
Martin Roser
Editorial
Isabelle Meier
Der klassische, gebannte und negative Held: Heldenbilder im Wandel der letzten 100 Jahre
Günter Langwieler
Jungs Abschied vom Weg des Kriegerhelden: das Rote Buch und der Erste Weltkrieg
Konstantin Rößler
Homo virtualis – Körper, Geist und Seele in einer virtuellen Welt
Elke Metzner / Martin Schimkus
Gespräch mit Gerhard Wehr
Pionier, Brückenbauer und Zeitzeuge
Spielraum
Marjana Gaponenko
Das Mädchen ohne Hände oder wie Rada ihr Glück fand
Werkstattgespräch mit Marjana Gaponenko (Angelica Löwe)
Reaktionen auf das Märchen (Weiß, Roser, Wolf, Meier, Adametz)
Tagungsbericht
Petra Altmann
Forschungstag der DGAP
und des C.G. Jung-Instituts München
am 19. Juli 2014 in München
Christian Roesler
Forschung international – ein Bericht über internationale Aktivitäten zur Forschung in der Analytischen Psychologie
Filmbesprechung
Volker Münch
Oblivion
Nachruf anlässlich des Todes von Monika Schnell
Buchbesprechungen
Tagungskalender
Vorschau
Richtlinien für Autorinnen und Autoren
Isabelle Meier
Der klassische, gebannte und negative Held: Heldenbilder im Wandel der letzten 100 Jahre
Im vorliegenden Beitrag wird der Wandel der Heldenbilder thematisiert, ausgehend von Heldentheorien von Frobenius, Rank, Freud und Jung zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf dem von C. G. Jung beschriebenen klassischen Heldenarchetypus. Dieses Heldenbild wird einerseits an gegenwärtigen kulturellen Bildern überprüft, wobei eine gewisse »Ent-heroisierung« und »Psychologisierung« des Helden festgestellt wird, andererseits wird die psychoanalytische Literatur von André Green und Harry Virtanen herangezogen und versucht, mit den Begriffen des »gebannten« und »negativen« Helden gegenwärtige Entwicklungen des Heldenbildes zu beschreiben.
Schlüsselwörter: Heldenarchetyp, Mutterarchetyp, Pubertät, Individuation, negative Individuation.
Günter Langwieler
Jungs Abschied vom Weg des Kriegerhelden:
Das Rote Buch und der Erste Weltkrieg
Das Rote Buch wird als politisches Dokument untersucht. Der Heldenmord an Siegfried durch Jungs Traum-Ich kann als Abschied vom Weg des Kriegerhelden verstanden werden. Jungs Heldenbild wandelte sich. In gleicher Weise wandeln sich im Roten Buch die Symbole des Blutes und des Opfers, weg vom sacrificium hin zur victima, weg vom heiligenden Opfer hin zum besiegten, leidenden Opfer. Dies stand in Gegensatz zu zeitgenössischen Rechtfertigungen des Krieges. Jung formulierte im Roten Buch eine Art utopisch-pazifistischer und zugleich tragischer Vision des Krieges, ohne es selbst so zu nennen.
Schlüsselwörter: Heldenbild, 1. Weltkrieg, Rotes Buch, Kriegerheld, Opfer.
Konstantin Rößler
Homo virtualis – Körper, Geist und Seele in einer virtuellen Welt
Virtuelle Realität als Ausdruck menschlicher Imaginationsfähigkeit steht im Zentrum der digitalen Revolution. Der Zusammenhang von Phantasietätigkeit und Körpermodulation bildet sich in der bewusstseinsgeschichtlichen Entwicklung von prähistorischen Figurinen bis hin zur modernen Robotik und den Ideen des Transhumanismus ab und zeigt, welche innerseelischen Dynamiken zu Motoren des technischen Fortschritts geraten. Diese Prozesse werden vor dem Hintergrund der mythologischen Biographie des Gottes Hephaistos interpretiert.
Schlüsselwörter: Digitale Revolution, Imagination, Körper, Transhumanismus, Hephaistos.