Gutes Altern
Psychoanalyse und Migration
Aglaia Karatza-Meents
Migrationsbewegungen, Migrationsschicksale
Ethnopsychoanalytische Studie griechisch-deutscher Wanderungen
Im Rahmen politischer Gewaltverhältnisse ereignete sich die Migration, insbesondere die Arbeitsmigration der 1960er- und 1970er-Jahre nach Deutschland. Diese diente den wirtschaftlichen Interessen beider Länder, die individuellen Interessen der Arbeitsmigrant*innen blieben dabei jedoch unberücksichtigt. Die menschenverachtenden Verhältnisse, in denen sie lebten, wirkten retraumatisierend. Diese Traumata wurden wortlos an die nächste Generation weitergegeben. Die Kinder hatten neben diesen Traumata zusätzlich die extremen eigenen Verlusterfahrungen und die Zerreißprobe zwischen den zwei Welten zu bewältigen.
In den Fallberichten und in den künstlerischen Werken dieser Kinder in zweiter Generation, inzwischen Erwachsene geworden, werden deren erschütternde Erfahrungen zum Ausdruck gebracht. Darin sieht die Autorin eine emanzipatorische Entwicklung der Kinder, weg von den proletarischen und hierarchisierten Beziehungen der Eltern.
Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalyse
Peter Bründl / Sebastian Kudritzki / Catharina Salamander (Hrsg.)
Im Schatten der Großeltern
Theoretische und klinische Perspektiven
Jahrbuch der Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalyse, Band 13
Die Autorinnen und Autoren stellen in ihren Beiträgen zu diesem bisher relativ wenig erforschten bzw. bearbeiteten Thema Überlegungen zur entwicklungsspezifischen Interaktion zwischen Großeltern und Enkelkindern vor. Dabei sind deren leibliche Eltern die Kinder ihrer Großeltern.
Ferner stehen die Erforschung der unbewussten transgenerationalen Weitergabe sowie die psychoanalytische Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die die Traumatisierungen und Erwartungen von Vorfahren weitertragen müssen, im Fokus der spannenden internationalen Beiträge der erfahrenen Praktikerinnen und Praktiker.
Beiträge von Denia G. Barrett, Marti Ben Zur, Peter Bründl, Benedykt Fink, Robert A. Furman, James Herzog, Agathe Israel, Victoria Nicolodi, Jack Novick, Kerry K. Novick, Christian Thienel, Alfred Walter, Orna Wassermann
Doris Mauthe-Schonig
Die Behandlungspraxis in der Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalyse
Sieben Fallgeschichten
Mit Doris Mauthe-Schonig folgen wir den sieben vorgestellten Kindern und Jugendlichen in ihre Fantasiewelten. Die jungen Patientinnen und Patienten stellen ihre innere Welt dar, symbolisch und zugleich erschütternd genau. Man muss ihre Geschichten nur zu lesen verstehen. Wir erleben, wie die Analytikerin sich deren Sinn gemeinsam mit dem jeweiligen Kind oder Jugendlichen erarbeitet.
In den hier vorgelegten Therapieberichten geht es darum, die jeweils individuelle Dynamik der Wunsch- und Angstentwicklung nachzuzeichnen. Seelische Leidensgeschichten, die sich aus tragischen Ereignissen und oft schwierigen Lebensbedingungen ergeben, müssen in ihrer subjektiven Bedeutung verstanden werden. Doris Mauthe-Schonig zeichnet diesen therapeutischen Weg der gemeinsamen Wahrheitssuche nach, auf dem ihre Patientinnen und Patienten zum Subjekt ihrer Geschichte werden: im darstellenden, erzählenden Spiel, im Gehörtwerden, im Verstandenwerden, und darin, Veränderung wagen können. Dabei ist die analytische Arbeit nicht ohne Hindernisse, deren Überwindung jedoch oft zu tieferem Verständnis führt.
Neues aus unserem psychoanalytischen Programm
Claus Braun
Träume sind Wegweiser zur Selbstentwicklung. Das Buch zeigt, wie man mit den eigenen Traumgeschichten in einen Dialog treten kann. Unsere Träume sind ein Spiegel unserer Beziehungen und Resonanzen mit anderen Menschen. Da Träume uns wichtige Einblicke in unbewusste emotionale Selbstregulierungs- und Entwicklungsprozesse geben, ist es unbedingt lohnend, Zugang zu dieser Quelle der Inspiration, Kreativität und emotionalen Tiefe zu finden. Der erste Teil des Buches ist dem Wissen über Träume gewidmet. Die Ergebnisse der aktuellen experimentellen Traumforschung und naturwissenschaftliche Erkenntnisse über Schlaf und Traum werden vorgestellt. Die Abschnitte über die Psychologie des Traumverständnisses reichen von heutigen psychoanalytischen Schulen über die Bedeutung der Träume in den Religionen und indigenen Kulturen bis zu den philosophischen Systemen der Antike. Der zweite Teil des Buches ist eine praktische Anleitung zur Beobachtung der eigenen Träume.
Psychodynamik und Politik
Christine Bauriedl-Schmidt / Markus Fellner / Gregor Luks (Hrsg.)
Politische Psychoanalyse
Zur Wiederkehr des verdrängten in krisenhaften Zeiten
Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse, Bd. 2
In diesem Band findet das gesellschaftskritische und kulturtheoretische Potenzial der Psychoanalyse und ihrer Nachbarwissenschaften (z. B. der Soziologie und der Geschichtswissenschaften) Anwendung auf aktuelle, politische Konfliktarenen (Gender, Postkolonialismus, Intersektionalität), Krisen (Pandemie, Kriege) und zeitgenössische Phänomene (Populismus, Verschwörungstheorien). Dabei soll ein historischer Bogen gespannt werden, der die Entwicklung der politischen Psychoanalyse aus ihren Anfängen bis hinein in die Gegenwart nachvollzieht.
Mit Beiträgen von Christine Bauriedl-Schmidt, Gudrun Brockhaus, Charlotte Busch, Markus Fellner, Esther Hutfless, Charlie Kaufhold, Christine Korischek, Gregor Luks, Leonid Luks, Ursula Mayr, Ian Parker, Eran Rolnik, Valerie Schneider, Ralph Weber, Hans-Jürgen Wirth, Josef Zierl.
Christine Bauriedl-Schmidt / Markus Fellner / Kathrin Hörter / Ines Schelhas (Hrsg.)
Das Unbewusste und die Klimakrise
Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse, Bd. 1
Die Psychoanalyse trug schon immer auch jenseits der Couch zum gesellschaftspolitischen und kulturellen Diskurs bei und tut dies auch heute noch. Diesem Ziel folgt auch das Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse. Dieser erste Band befasst sich mit den unbewussten subjektiven, emotionalen Auseinandersetzungen mit der Klimakrise. Dabei geht es um Aspekte wie das Leben in der Dauerkrise und die Erschütterung der Ordnung, Klima-Ungerechtigkeit als soziale Pathologie, die pathologische Angstfreiheit in der Klimakrise, Solidarität mit der nicht-menschlichen Umwelt, Schuldgefühle und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der nachfolgenden Generation, den Beitrag von Kreativität und Humor zur »Klimaresilienz«.
Mit Beiträgen von Christine Bauriedl-Schmidt, Arne Buchartz, Paul Cash, Markus Fellner, Martina Gast, Delaram Habibi-Kohlen, Kathrin Hörter, Monika Krimmer, Joachim Küchenhoff, Donna M. Orange, Franz Schambeck, Ines Schelhas, Wolfgang Schmidbauer, Regine Scholz, Sally Weintrobe.
Transidentität
Transidentität ist keine Krankheit. Sie ist Teil der geschlechtlichen Vielfalt der Gesellschaft. Geschlechtlichkeit und geschlechtsvariantes Leben und Erleben sind abhängig vom gesellschaftlichen Verständnis und von den in der Gesellschaft geführten Kontroversen. Geschlechtliche Inkongruenz und Dysphorie sind keine Modeerscheinungen, sondern zeitgeschichtlich schon lange beobachtbar und – wie jede andere Form von seelischen Konflikten – ernst zu nehmen und in einen gewählten therapeutischen Kontext zu bringen. Hierzu tragen unsere aktuellen Publikationen bei.
Transgender-Identitäten, das neue Buch von Alessandra Lemma, bietet einen Überblick über psychoanalytische Erkenntnisse und Kontroversen im Zusammenhang mit Transgender-Identifikationen. Illustriert mit Fallvignetten bietet Lemma eine Synthese der aktuellen Forschung und einen kritischen Überblick über psychoanalytische Ansätze zu Transgender-Identitäten. Lemma skizziert außerdem einen psychoanalytisch orientierten ethischen Rahmen zur Unterstützung von Klinikern, die mit Personen arbeiten, die eine medizinische Transition wünschen.
Auch die Hefte 201 (1/2024) und 203 (3/2024) der Fachzeitschrift Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie widmen sich umfassend dem Thema »Transgender«. Die darin zu findende »Psychoanalytische Leitlinie der VAKJP« zur »Geschlechtsinkongruenz« dient der Orientierung, wenn Trans-Sein und geschlechtliche Inkongruenz ein Thema in der Behandlung werden.
Psychodynamik des Down-Syndroms
Karin J. Lebersorger (Hrsg.)
Menschen mit Down-Syndrom verstehen
Psychodynamisch orientierte Prävention, Beratung und Behandlung
Karin J. Lebersorgers Arbeit mit Menschen mit Down-Syndrom ist vom Bemühen geleitet, ihre seelischen Nöte zu verstehen und eine psychisch unbelastete Entwicklung zu unterstützen. In ihrem zweiten Buch widmet sie sich den Verhaltensweisen und Symptomen, mit denen sie in den letzten 18 Jahren in der Down-Syndrom Ambulanz Wien befasst war. Sie beschreibt die Auswirkungen frühester Erlebnisse, unbewusster Konflikte und vermiedener Auseinandersetzung mit dem Down-Syndrom auf die Befindlichkeit und das Verhalten. Ein besonderes Anliegen ist ihr in der Beratung gemeinsam mit den Eltern ein Verständnis für die zugrunde liegende innerpsychische und familiäre Dynamik zu entwickeln. Das Buch richtet sich an alle Fachpersonen, die in unterschiedlichen Kontexten mit Menschen mit Down-Syndrom arbeiten, sowie an interessierte Eltern und Bezugspersonen.
Weitere Bücher von Karin J. Lebersorge finden Sie hier.
Medienfreiheit und Medienmacht
Wolfgang Landgraeber
Kritischer Journalismus im Kampf um Aufklärung
Medienfreiheit in Zeiten von Manipulation, Überwachung und Verfolgung
Als mit dem Ende der Naziherrschaft die Presse- und Rundfunkfreiheit in Westdeutschland einzog, entstanden hierzulande auch Frühformen des kritischen Journalismus nach angelsächsischem Vorbild. Doch anders als dort gerieten sie rasch in parteipolitisches Fahrwasser und in den Einflussbereich der im Bund und in den Ländern regierenden Mehrheitsparteien. Diese Entwicklung zeigte sich am deutlichsten bei den politischen Magazinen der ARD seit Anfang der 1960er-Jahre, und sie hält in abgeschwächter Form in vielen politischen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens bis heute an. Aber auch andere Einflüsse machten und machen kritischen Journalismus zu schaffen: immer stärker werdende Abschottungstendenzen in Staat, Politik und Wirtschaft bei gleichzeitiger, großflächiger Ausforschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritischer Medien. Dafür nennt dieses Buch eines Insiders zahlreiche spannende Beispiele.
Neues aus unserem allgemeinen Programm
Michael Helfmann
in Zusammenarbeit mit Emelie Wineke
Alkoholprävention zum Schutz der Kinder
Ratgeber
Ich muss in einer Schulklasse nur durchzählen: eins, zwei, drei, vier, fünf... jedes zweite Kind lebt in einer Familie, in der Rausch- und Risikotrinken zum Alltag gehören. Jedes fünfte hat mindestens einen Elternteil, der süchtig ist. Scham und Angst kochen hoch und lassen Situationen immer wieder eskalieren; im schlimmsten Fall in Form von Gewalt. Das alles unterstützt nicht nur die Sucht des Elternteils, sondern wird sehr wahrscheinlich auch dazu führen, dass die Kinder im Erwachsenenalter selbst psychisch erkranken; der Kreis schließt sich. Wenn Eltern durch Alkoholeinfluss Grenzen überschreiten, findet das hinter verschlossenen Türen statt. Die Kinder schweigen, weil es überlebenswichtig für sie ist. Die Eltern schweigen erst recht. Diese Kinder, diese Familien brauchen Hilfe, einen emotionalen Notausgang. Selbsthilfegruppen für Kinder können das leisten. Wir müssen dieses fatale Schweigen brechen und da sind nicht die Kinder in der Bringschuld. Wir als Gesellschaft, insbesondere selbst Betroffene, stehen in der Holschuld. Wir müssen hin zum kinderorientierten Denken!