Psychodynamik und Politik
Christine Bauriedl-Schmidt / Markus Fellner / Gregor Luks (Hrsg.)
Politische Psychoanalyse
Zur Wiederkehr des verdrängten in krisenhaften Zeiten
Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse, Bd. 2
In diesem Band findet das gesellschaftskritische und kulturtheoretische Potenzial der Psychoanalyse und ihrer Nachbarwissenschaften (z. B. der Soziologie und der Geschichtswissenschaften) Anwendung auf aktuelle, politische Konfliktarenen (Gender, Postkolonialismus, Intersektionalität), Krisen (Pandemie, Kriege) und zeitgenössische Phänomene (Populismus, Verschwörungstheorien). Dabei soll ein historischer Bogen gespannt werden, der die Entwicklung der politischen Psychoanalyse aus ihren Anfängen bis hinein in die Gegenwart nachvollzieht.
Mit Beiträgen von Christine Bauriedl-Schmidt, Gudrun Brockhaus, Charlotte Busch, Markus Fellner, Esther Hutfless, Charlie Kaufhold, Christine Korischek, Gregor Luks, Leonid Luks, Ursula Mayr, Ian Parker, Eran Rolnik, Valerie Schneider, Ralph Weber, Hans-Jürgen Wirth, Josef Zierl.
Christine Bauriedl-Schmidt / Markus Fellner / Kathrin Hörter / Ines Schelhas (Hrsg.)
Das Unbewusste und die Klimakrise
Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse, Bd. 1
Die Psychoanalyse trug schon immer auch jenseits der Couch zum gesellschaftspolitischen und kulturellen Diskurs bei und tut dies auch heute noch. Diesem Ziel folgt auch das Jahrbuch für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse. Dieser erste Band befasst sich mit den unbewussten subjektiven, emotionalen Auseinandersetzungen mit der Klimakrise. Dabei geht es um Aspekte wie das Leben in der Dauerkrise und die Erschütterung der Ordnung, Klima-Ungerechtigkeit als soziale Pathologie, die pathologische Angstfreiheit in der Klimakrise, Solidarität mit der nicht-menschlichen Umwelt, Schuldgefühle und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der nachfolgenden Generation, den Beitrag von Kreativität und Humor zur »Klimaresilienz«.
Mit Beiträgen von Christine Bauriedl-Schmidt, Arne Buchartz, Paul Cash, Markus Fellner, Martina Gast, Delaram Habibi-Kohlen, Kathrin Hörter, Monika Krimmer, Joachim Küchenhoff, Donna M. Orange, Franz Schambeck, Ines Schelhas, Wolfgang Schmidbauer, Regine Scholz, Sally Weintrobe.
Transindentität
Transidentität ist keine Krankheit. Sie ist Teil der geschlechtlichen Vielfalt der Gesellschaft. Geschlechtlichkeit und geschlechtsvariantes Leben und Erleben sind abhängig vom gesellschaftlichen Verständnis und von den in der Gesellschaft geführten Kontroversen. Geschlechtliche Inkongruenz und Dysphorie sind keine Modeerscheinungen, sondern zeitgeschichtlich schon lange beobachtbar und – wie jede andere Form von seelischen Konflikten – ernst zu nehmen und in einen gewählten therapeutischen Kontext zu bringen. Hierzu tragen unsere aktuellen Publikationen bei.
Transgender-Identitäten, das neue Buch von Alessandra Lemma, bietet einen Überblick über psychoanalytische Erkenntnisse und Kontroversen im Zusammenhang mit Transgender-Identifikationen. Illustriert mit Fallvignetten bietet Lemma eine Synthese der aktuellen Forschung und einen kritischen Überblick über psychoanalytische Ansätze zu Transgender-Identitäten. Lemma skizziert außerdem einen psychoanalytisch orientierten ethischen Rahmen zur Unterstützung von Klinikern, die mit Personen arbeiten, die eine medizinische Transition wünschen.
Auch die Hefte 201 (1/2024) und 203 (3/2024) der Fachzeitschrift Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie widmen sich umfassend dem Thema »Transgender«. Die darin zu findende »Psychoanalytische Leitlinie der VAKJP« zur »Geschlechtsinkongruenz« dient der Orientierung, wenn Trans-Sein und geschlechtliche Inkongruenz ein Thema in der Behandlung werden.
Psychodynamik des Down-Syndroms
Karin J. Lebersorger (Hrsg.)
Menschen mit Down-Syndrom verstehen
Psychodynamisch orientierte Prävention, Beratung und Behandlung
Karin J. Lebersorgers Arbeit mit Menschen mit Down-Syndrom ist vom Bemühen geleitet, ihre seelischen Nöte zu verstehen und eine psychisch unbelastete Entwicklung zu unterstützen. In ihrem zweiten Buch widmet sie sich den Verhaltensweisen und Symptomen, mit denen sie in den letzten 18 Jahren in der Down-Syndrom Ambulanz Wien befasst war. Sie beschreibt die Auswirkungen frühester Erlebnisse, unbewusster Konflikte und vermiedener Auseinandersetzung mit dem Down-Syndrom auf die Befindlichkeit und das Verhalten. Ein besonderes Anliegen ist ihr in der Beratung gemeinsam mit den Eltern ein Verständnis für die zugrunde liegende innerpsychische und familiäre Dynamik zu entwickeln. Das Buch richtet sich an alle Fachpersonen, die in unterschiedlichen Kontexten mit Menschen mit Down-Syndrom arbeiten, sowie an interessierte Eltern und Bezugspersonen.
Weitere Bücher von Karin J. Lebersorge finden Sie hier.
Medienfreiheit und Medienmacht
Wolfgang Landgraeber
Kritischer Journalismus im Kampf um Aufklärung
Medienfreiheit in Zeiten von Manipulation, Überwachung und Verfolgung
Als mit dem Ende der Naziherrschaft die Presse- und Rundfunkfreiheit in Westdeutschland einzog, entstanden hierzulande auch Frühformen des kritischen Journalismus nach angelsächsischem Vorbild. Doch anders als dort gerieten sie rasch in parteipolitisches Fahrwasser und in den Einflussbereich der im Bund und in den Ländern regierenden Mehrheitsparteien. Diese Entwicklung zeigte sich am deutlichsten bei den politischen Magazinen der ARD seit Anfang der 1960er-Jahre, und sie hält in abgeschwächter Form in vielen politischen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens bis heute an. Aber auch andere Einflüsse machten und machen kritischen Journalismus zu schaffen: immer stärker werdende Abschottungstendenzen in Staat, Politik und Wirtschaft bei gleichzeitiger, großflächiger Ausforschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritischer Medien. Dafür nennt dieses Buch eines Insiders zahlreiche spannende Beispiele.
Klaus Wernecke / Peter Heller
Medienmacht und Demokratie in der Weimarer Republik
Das Beispiel des Medienzaren und vergessenen Führers Alfred Hugenberg
Je größer der zeitliche Graben zwischen dem Aufstieg der Nazis in der Weimarer Republik und der Gegenwart wird, desto schwerer fällt es der deutschen Gesellschaft, ein Bild davon in der Erinnerung zu bewahren, mit welch ungeheurer Propagandamacht die gesamte Rechte gearbeitet hat.
Der historische Entstehungsprozess des Zeitungskartells des Medienzaren Alfred Hugenberg wird von Wernecke kenntnisreich und detailliert herausgearbeitet.
Dabei legt er den Schwerpunkt auch auf die politische Karriere Hugenbergs und dessen schrittweiser Kollaboration mit den Nazis sowie auf seine bundesdeutsche Nachkriegskarriere.
Das Werk ist ein beeindruckendes Beispiel für die kritische Analyse von Medienmacht und politischer Propaganda und somit auch ein Lehrstück für unsere heutige Zeit.
Neues aus unserem allgemeinen Programm
Michael Helfmann
in Zusammenarbeit mit Emelie Wineke
Alkoholprävention zum Schutz der Kinder
Ratgeber
Ich muss in einer Schulklasse nur durchzählen: eins, zwei, drei, vier, fünf... jedes zweite Kind lebt in einer Familie, in der Rausch- und Risikotrinken zum Alltag gehören. Jedes fünfte hat mindestens einen Elternteil, der süchtig ist. Scham und Angst kochen hoch und lassen Situationen immer wieder eskalieren; im schlimmsten Fall in Form von Gewalt. Das alles unterstützt nicht nur die Sucht des Elternteils, sondern wird sehr wahrscheinlich auch dazu führen, dass die Kinder im Erwachsenenalter selbst psychisch erkranken; der Kreis schließt sich. Wenn Eltern durch Alkoholeinfluss Grenzen überschreiten, findet das hinter verschlossenen Türen statt. Die Kinder schweigen, weil es überlebenswichtig für sie ist. Die Eltern schweigen erst recht. Diese Kinder, diese Familien brauchen Hilfe, einen emotionalen Notausgang. Selbsthilfegruppen für Kinder können das leisten. Wir müssen dieses fatale Schweigen brechen und da sind nicht die Kinder in der Bringschuld. Wir als Gesellschaft, insbesondere selbst Betroffene, stehen in der Holschuld. Wir müssen hin zum kinderorientierten Denken!
Neues aus unserem psychoanalytischen Programm
Martina Scharrer
Vom Halten und Aushalten
Psychodynamisches Verstehen von Jugendlichen mit Frühstörungen in Psychotherapie, Jugendhilfe und Supervision
Dieses Buch bietet einen tiefgreifenden Einblick in die Thematik der frühen Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen. Skizziert wird die Entwicklung der Jugendhilfe und die Verantwortung gegenüber den Betroffenen. Besonderes Augenmerk wird auf die Bedeutung und Notwendigkeit der Beziehungsgestaltung gelegt, die als Instrument der Erkenntnis dient und eine fundierte Diagnostik struktureller Störungen ermöglicht.
Zahlreiche Fallbeispiele dienen dazu, ein Verständnis für die Beziehungsgestaltung zu fördern und das erwachsene Gegenüber als »Verwandlungsobjekt« zu betrachten. Beziehungsgestaltung bedeutet hier, sich auf die Dynamiken im Kontakt mit den betroffenen jungen Menschen einzulassen und ihnen Raum für heilsame transformierende Prozesse zu bieten. Scharrer betont die Bedeutung eines verstehenden Zugangs mittels Projektionen und Prozessen von Übertragung und Gegenübertragung, um betroffene Kinder und Jugendliche mit ihren eigenen emotionalen Erlebensweisen in Kontakt zu bringen. Dabei wird die Chance auf ein Erleben positiver Abhängigkeit gegenüber haltenden Erwachsenen und der Welt eröffnet.
Sieglinde Eva Tömmel
Psychoanalyse der weiblichen Entwicklung
Frauen und ihre gesellschaftliche Unbewusstheit
Trotz der Bewunderung für Sigmund Freuds Werk im Allgemeinen und trotz der anhaltenden Wertschätzung seines Gesamtwerkes ist seine Theorie der Weiblichkeit zu dekonstruieren und neu zu formulieren: Dazu gehört die Eliminierung seiner männerdominierten Begrifflichkeiten wie Kastration, Penisneid, mangelndes Überich, ödipaler Komplex, Untergang des Ödipuskomplexes als Einlaufen in den väterlichen Hafen aufgrund mangelnder Kastrationsangst usw. Diese von Freud eingeführten Begriffe sind nicht mehr nur in Frage zu stellen – das werden sie von zahlreichen Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern schon seit langer Zeit –, sondern sie sind durch passendere, wissenschaftlich gesichertere Begriffe und Hypothesen bzw. in einer methodisch reflektierten Theorie zu ersetzen. Frauen lieben und hassen, sie bewundern und unterwerfen sich; sie idealisieren Männer als Väter und Beschützer, während die meisten Männer froh zu sein scheinen, selbst beschützt zu werden, zuweilen bewusst, meist eher unbewusst. Schicht- und Klassenangehörigkeit bedingen Unterschiede: Es ist die Frage, ob Frauen in der Mehrheit durch einfache oder doch auf sehr komplexe psychische Weise diskriminiert werden. Das hängt von zahlreichen gesellschaftlichen und individuellen Faktoren ab, die im Einzelnen zu benennen sind. Die Regression zu kindlicher Unschuld, zu zuckersüßer oder gar masochistischer Unterwerfung, zur Knechtung des eigenen Körpers, zur Infantilisierung der eigenen Persönlichkeit scheint erträglicher als der Kampf um Menschenrechte, gegen falsche Benennung, theoretische Verurteilung, diskriminierende Bezeichnungen. Traditionen aus Jahrtausenden machen es allerdings schwer, die allgemeine und individuelle Situation ebenso wie das Selbstbewusstsein entscheidend zu verändern.