Analytische Psychologie
Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse
Analytische Haltung
Analytic attitude
Printausgabe – Heft 164, 42. Jg., 2/2011
Inhalt
Michael Lindner
Editorial
Carsten Caesar
Vom Spielzwang zum Spielraum
Edith Kerstan
Sublimierung und Verlust
Monika Rafalski
Das individuelle Zusammenspiel der vier Orientierungsfunktionen
Martin Roser
Das Streben nach dem Unerreichbaren
Spielraum
Hans-Joachim Wilke
Überlegungen zur Indikationsstellung und Prognose
Diskussionsforum
Buchbesprechungen
Tagungskalender
Vorschau
Richtlinien für Autorinnen und Autoren
Carsten Caesar
Vom Spielzwang zum Spielraum
Schach als Profession und als therapeutisches Medium in der psychoanalytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Zusammenfassung: In dieser Arbeit wird der Funktion des Spielens am Beispiel des Schachs nachgegangen. Es wird dabei dem Aspekt der Abwehr von intra- und interpsychischen Belastungsfaktoren mit Hilfe der enthusiastischen Vertiefung in das Schachspiel an Hand der Biographien einiger berühmter Schachmeister nachgegangen. Weiterhin wird das Schachspiel aber auch in seiner Funktion als Kommunikationsangebot bei pathogenen Belastungsfaktoren dargestellt. Es kann bei psychoanalytischen Behandlungen von Kindern und Jugendlichen als bedeutsames Medium für Symbolisierungen verwendet werden.
Schlüsselwörter: Schach, Kompensation, Symbolisierung, narzisstische Abwehr
Edith Kerstan
Sublimierung und Verlust
Zusammenfassung: Sublimierung als Prozess einer Transformation ist der Ort, an dem sich Regression und Progression verschränken und eine Öffnung für das Neue und den Anderen stattfindet. Sie ermöglicht Trost, Befriedigung, sogar Freiheit, trägt jedoch die Spuren von Verlust und Trauer. Der Beitrag befasst sich mit theoretischen Aspekten von Sigmund Freud, C. G. Jung, Melanie Klein und Jacques Lacan zu diesem Wandlungs- und Gestaltungsvorgang, wobei insbesondere die unterschiedlichen Zugangsweisen hinsichtlich der Verortung des Verlusts berücksichtigt werden. Die daraus sich ergebenden jeweils privilegierten Bezugsfelder sind die sexuellen Triebe, das Selbst, die Destruktivität sowie die Bedeutung des Anderen.
Schlüsselwörter: Transformation, Identifizierung, Erlösungswerk, Mangel, Begehren
Monika Rafalski
Das individuelle Zusammenspiel der vier Orientierungsfunktionen in seiner Relevanz für den therapeutischen Prozess
Zusammenfassung: In Weiterentwicklung der Untersuchungen Jungs zu den vier Grundfunktionen Empfinden, Intuieren, Fühlen und Denken entstand eine Funktionenlehre, deren Relevanz für die Selbsterkenntnis des Therapeuten und die therapeutische Arbeit – Diagnostik, Behandlungsplan, interpersonelle Dynamik und Gegenübertragungstraum – beschrieben wird. Die dynamische Wechselwirkung zwischen diesen Orientierungsfunktionen und ihre Entfaltung im Rahmen eines Therapieprozesses werden skizziert.
Schlüsselwörter: Grundfunktionen, extravertierter Einstellungsmodus, introvertierter Einstellungsmodus, Differenzierungsweg, therapeutische Relevanz
Martin Roser
Das Streben nach dem Unerreichbaren
Finalität in der Analytischen Psychologie und Psychotherapie
Zusammenfassung: Der Autor stellt mit der Finalität ein zentrales Konzept der Analytischen Psychologie dar, in das er Gedanken anderer psychoanalytischer Schulen mit einbezieht. Obwohl sich der finale Aspekt autonom aus dem Unbewussten in Form von Träumen, Symbolen und Symptomen ausdrücken kann, bedarf es zusätzlich bestimmter struktureller Bedingungen auf Seiten des Behandlers und des Patienten, damit es überhaupt zu einer positiven Entfaltung des finalen Prozesses kommen kann. Zudem werden psychotherapeutisch-psychoanalytische Haltungen bzw. Kompetenzen angeführt, die in der neueren Literatur Erwähnung finden und sich im Zusammenhang mit dem finalen Aspekt als hilfreich erweisen. Dabei zeigt sich, dass viele der heutigen Überlegungen zur therapeutischen
Zielsetzung von Jung vorweggenommen sind.
Schlüsselwörter: Finalität, Individuation, Selbst, psychische Polarität, psychotherapeutische Kompetenz