Analytische Psychologie
Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse
Der Einzelne in Gruppe und Gesellschaft
The Individual in Group and Society
Printausgabe – Heft 181, 46. Jg., 3/2015
Inhalt
Ralf T. Vogel
Editorial
Andrew Samuels
Politische und klinische Entwicklungen in der Analytischen Psychologie 1972–2014:
Subjektivität, Ebenbürtigkeit und Diversität innerhalb und außerhalb des Behandlungsraums
Kristina Schellinski
Wenn die Familie im Traum erscheint – zur Aufarbeitung transgenerationeller Komplexe
Brigitte Dorst
Der Archetyp der Gruppe
Gruppen als Erfahrungsräume der Individuation und Ko-Individuation
Gerhard Burda
Unde bonum? Ethische Urszenen im Vergleich
Tagungsbericht
Helga Thomas
The Jung-Neumann Letters Conference
24. – 26. April 2015, Kibbutz Shefayim, Israel
Förderpreis der Zeitschrift Analytische Psychologie
Buchbesprechungen
Tagungskalender
Vorschau
Richtlinien für Autorinnen und Autoren
Andrew Samuels
Politische und klinische Entwicklungen in der Analytischen Psychologie 1972–2014: Subjektivität, Ebenbürtigkeit und Diversität innerhalb und außerhalb des Behandlungsraums
Der Autor kartographiert seine eigene Entwicklung als Theoretiker und stellt Verbindungen zwischen persönlicher Geschichte und seinen Ideen her. Er hinterfragt die beiden Hauptstränge klinischer Theorie in der gegenwärtigen Analytischen Psychotherapie: die Interpretation der Übertragung-Gegenübertragung und den relationalen Ansatz. Anschließend erforscht er eine Palette politischer und sozialer Aspekte der Analytischen Psychologie sowie Jungs kontrovers zu diskutierende Ideen über Juden und Afrikaner.
Schlüsselwörter: relationaler Ansatz, Übertragung-Gegenübertragung, Wirtschaft, Diversität, Ebenbürtigkeit und Ungleichheit, Rassismus.
Kristina E. Schellinski
Wenn die Familie im Traum erscheint – zur Aufarbeitung transgenerationeller Komplexe
Wir ringen im Leben nicht nur mit persönlichen Komplexen, sondern auch mit Komplexen, die wir »geerbt« haben. Spuren von Trauma sind in der DNA bis in die vierte Generation nachweisbar. »Nichtwissen um die Vergangenheit der Vorfahren kann die individuelle Psyche schädigen«. (Coles) Die Entdeckung von transgenerationell übertragenen Symptomen und Symbolen in Träumen befreit die Seele von Last und Leere; so werden diese nicht ungeläutert an Nachkommen weitergegeben. Die Arbeit an Inhalten des familiären Unbewussten ist wesentlich für die Selbstwerdung und hat eine transzendente Komponente. Literatur und Fallbeispiele zeigen, wie es zur Übertragung kommt und wie wir transgenerationelle Komplexe erkennen und aufarbeiten können, die Seelen unserer Ahnen befreien und der Gesellschaft einen versöhnenden, friedensstiftenden Dienst leisten können.
Schlüsselwörter: das familiäre Unbewusste, transgenerationelle Übertragung, Trauma, Selbstwerdung, Transzendenz.
Brigitte Dorst
Der Archetyp der Gruppe
Gruppen als Erfahrungsräume der Individuation und Ko-Individuation
Alle Vergemeinschaftungsmuster verweisen auf einen Archetyp der Gruppe. Dessen anordnende und konstellierende Kräfte bestimmen Interaktionsmuster und den Verlauf von Entwicklungsprozessen der Gruppe und des Einzelnen in der Gruppe. Betrachtet wird vor allem der gruppendynamische Raum von Therapiegruppen unter folgenden Aspekten: die energetische Ladung der Gruppensituation und ihre Gruppendynamik; die Gegensatzspannung der Gruppe zwischen positiven, fördernden, progressiven und negativen, destruktiven, regressiven Aspekten; das Auftreten von Symbolen und Bildern aus dem kollektiven Unbewussten; das schöpferische Potenzial der Gruppe; die Numinosität des Gruppenphänomens selbst als Transformations- und Heilungspotenzial.
Schlüsselwörter: Gruppe, Archetyp, Gruppendynamik, Individuation, Symbole.
Gerhard Burda
Unde bonum? Ethische Urszenen im Vergleich
Der Beitrag untersucht das Selbst im Spannungsfeld zwischen Allgemeinem und Besonderem in Verbindung mit dem Thema Alterität (Andersheit des Anderen). Eine Symmetrie wird beschrieben, die Subjekt und Anderen/Anderes in einen miteinander geteilten dynamischen Prozess einbettet. Um zu beantworten, was unter gut verstanden werden könnte, wird das Konzept einer ethischen Urszene vorgestellt.
Schlüsselwörter: Ethik, Urszene, Alterität, Selbst, Medium.