Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Zeitschrift für Psychoanalyse und Tiefenpsychologie
Erstbegegnungen
E-Journal (pdf) – Heft 187, 51. Jg., 3/2020
Inhalt
Vorwort
Bernd Traxl
Psychoanalytische Erstbegegnungen mit Kindern und Jugendlichen
Beitrag 1
Rolf Klüwer
Himmel und Hölle
Beitrag 2
Marie-Luise Althoff
Der Rahmen – seine Konstituierung und Inszenierung in ersten Begegnungen mit Kindern
Beitrag 3
Arne Burchartz
Wer macht was mit wem? Szenen in der Erstbegegnung
Beitrag 4
Robert Langnickel / Dagmar Ambass
Das Kinderspiel im Licht der strukturalen Psychoanalyse
Beitrag 5
Forum
Christiane Lutz
Erstbegegnung in der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Buchbesprechungen
Die Autorinnen und Autoren des Heftes
Ankündigungen
Marie-Luise Althoff
Der Rahmen – seine Konstituierung und
Inszenierung in ersten Begegnungen mit Kindern
In jedem Erstkontakt konstituiert sich ein Rahmen der Begegnung. Es zeigen sich erste Besonderheiten, wie z. B. die Zuverlässigkeit und Absprachefähigkeit der Patienten und Bezugspersonen, aber auch unbewusste Handlungsdialoge treten hervor und können sinnhaft erschlossen werden. Von Anfang an greifen wir auch bezogen auf den Rahmen erklärend und strukturierend ein.
Kinder spielen in der Regel schon von Beginn an. In den Spielen entstehen spielerische und magische Elemente, die als initiale Übertragungen zur Geltung kommen. Wenn wir die uns unbewusst zugewiesenen Übertragungsrollen wahrnehmen, lassen wir uns auf die reale Spielebene und zugleich auf die unbewusste psychische Realität des Patienten ein. Wir sollten uns dabei bewusst sein, dass uns – als Vertretern des Rahmens – magische Kräfte zugeschrieben werden, die uns eine Machtposition verleihen.
Schlüsselwörter: Erstkontakt, Rahmen, Spiel, initiale Übertragungen, Bereitschaft zur Rollenübernahme.
Arne Burchartz
Wer macht was mit wem?
Szenen in der Erstbegegnung
In diesem Artikel wird die ausführliche Darstellung eines Behandlungsbeginns verknüpft mit einigen grundsätzlichen theoretischen Erwägungen zum szenischen Verstehen und zum Handlungsdialog. Bei Kinderpsychotherapien ist es sachgerechter, von Erstbegegnungen zu sprechen, da sich das Entscheidende eher nicht im Gespräch, sondern in der Handlung, im Spiel und in kreativen Gestaltungen abspielt. Der Artikel zeigt, wie in Erstbegegnungen das Verstehen von unbewussten Inszenierungen, von Handlungs- und Spieldialogen einen unmittelbaren Zugang zu den zentralen Konfliktfeldern und interpersonalen Regulationsvorgängen eröffnet.
Schlüsselwörter: Erstinterview, Übertragung, szenisches Verstehen, Handeln, Handlungsdialog, projektive Tests.
Robert Langnickel / Dagmar Ambass
Das Kinderspiel im Licht der strukturalen Psychoanalyse
Drei Hauptfragen leiten uns bei der Analyse des infantilen Spiels mit der psychoanalytischen Entwicklungstheorie von Françoise Dolto und Jacques Lacan als Referenzrahmen.
Erstens: Warum spielt ein Kind? Um diese Frage zu beantworten, werden wir die Funktionen des basalen Affekts Angst für das infantile Spiel im Speziellen und für die kindliche Entwicklung im Allgemeinen erforschen. Dabei wird aus Sicht der strukturalen Psychoanalyse erörtert, ob und inwiefern das kindliche Spiel, wie von Freud postuliert, eine Form der Angstabwehr darstellt oder ob, im Sinne Lacans, es die Angst ist, die das kindliche Spiel initiiert. Hierbei werden auch die jeweils typischen Ängste der infantilen Entwicklungsstadien untersucht, um ihre Auswirkungen für die verschiedenen typischen Kinderspiele zu erforschen.
Zweitens: Wie hängt die Subjektwerdung mit dem Spiel zusammen? Wir zeigen, beginnend mit dem Drängen des Triebes, über das Spiegelstadium, bis hin zum Ödipuskomplex auf, wie die Subjektwerdung mit dem Subjekt des Spiels zusammenhängt.
Drittens: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung des infantilen Spiels und der Sprachentwicklung und falls ja, wie sieht dieser aus?
Fallbeispiele aus der Literatur sowie unserer Praxis mit Familien begleiten und rahmen den Argumentationsgang.
Schlüsselwörter: Spiel, Angst, Subjektwerdung, Sprachentwicklung, Sigmund Freud, Jacques Lacan, Françoise Dolto.