Rüdiger Haar / Horst Wenzel
Psychodynamische Gruppentherapie mit Kindern
Der Beitrag stellt eine psychodynamische Gruppentherapie für Kinder vor, die von zwei theoretischen Konzepten ausgeht: zum einen eine an den strukturellen Defiziten und Möglichkeiten der Kinder ansetzende Beobachtung und Beeinflussung der Interaktion und Gruppendynamik von Kindern, die über selektive Gegenübertragungsäußerungen und Deutung von psychosozialen Abwehrmanövern der Leiter zu einer Reflexion von intersubjektiven Vorgängen und gruppendynamischen Prozessen in der Kindergruppe führt; zum anderen eine an den Übertragungen und der Matrix der Kindergruppe ansetzenden Beobachtung der Spiegelungsphänomene in der Kindergruppe und der dazugehörigen Elterngruppe, die eine Weiterentwicklung der kommunikativen Möglichkeiten zur Folge hat. Für beide Perspektiven sind ein sicherer Rahmen und eine minimale Strukturierung der Gruppe grundlegend. Ziele der Therapie sind: Stützung der Ich-Struktur (Affektdifferenzierung und -modulierung, Mentalisierung, Symbolisierung), Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, Nutzung des Kreativitätspotenzials und Weiterentwicklung von Normen und Rollen in der Gruppe.
Schlüsselwörter: Gruppenpsychotherapie, Leitung, Matrix, Prozess, sicherer Rahmen, Symbolisierung, Übertragung, Ziele.
Magdalene Kloeß
»Warum tust du dir das an?« – »Das würde ich nie machen!«
Ein klinisches Beispiel, wie mich eine Gruppentherapiesitzung beflügeln kann
Mit diesem Beitrag wende ich mich an all jene, die sich fragen, ob Gruppenanalyse mit Kindern und Jugendlichen überhaupt machbar ist. Die komplexen Theoriegebäude werde ich nur streifen, sie sollen hier nicht der Schwerpunkt sein. Vielmehr möchte ich die »ganz normale« klinische Arbeit einer niedergelassenen Kinder- und Jugendlichentherapeutin in eigener Praxis darstellen.
Die ausgewählte Gruppensitzung meiner Teeniegruppe (12-15 Jahre) zeigt das Wechselspiel von analytischem und pädagogischem Arbeiten mit all seinen Facetten. Es ist eine besondere Stunde, weil eine Neue kommt.
Die Darstellung ist so gestaltet, dass kursiv gedruckte Einschübe der differenzierteren Erläuterung dienen.
Schlüsselwörter: Gruppenpsychotherapie, Übertragung, Gruppenkohäsion, Spiegeln, Setting.
Holger Salge
Die Gruppenpsychotherapie mit homogenen Gruppen Spätadoleszenter und junger Erwachsener in der stationären Psychotherapie
In diesem Beitrag wird dargelegt, dass die Zielsetzung der Verflüssigung »eingefrorener« Entwicklungsprozesse, die in der Behandlung Spätadoleszenter und junger Erwachsener immer von vorrangiger Bedeutung ist, durch Gruppenpsychotherapie mit homogenen Gruppen junger Erwachsener gerade im stationären Behandlungssetting besonders gut realisiert werden kann. Außerdem werden die komplexen Beziehungen der verschiedenen am Behandlungsprozess Beteiligten, die Notwendigkeit der gruppenanalytischen Handhabung aller Prozesse und Vorgänge und die hohe Bedeutung des Behandlerteams in einem integrativen stationären Behandlungsmodell diskutiert. Die Bedeutung der Gruppe als zentrales Instrument des stationären Settings für die (beginnende) Integration massiv abgewehrter, aggressiver und libidinöser Impulse wird beschrieben. Ein besonderes Augenmerk wird auf die therapeutische Grundhaltung des Behandlerteams gelegt, sich den Projektionen und mehr noch den projektiven Identifizierungen der einzelnen Patienten, aber auch der gesamten Gruppe zu stellen und gleichzeitig die innere Überzeugung von der Kompetenz und den Entwicklungsmöglichkeiten der Gruppe aufrechtzuerhalten.
Schlüsselwörter: Gruppenpsychotherapie, Psychotherapie bei Spätadoleszenten, Psychotherapie junger Erwachsener, Entwicklungsprozesse, stationäre Psychotherapie.
Jürgen Heinz / Daniela Klinger
Balint-Gruppenarbeit in kasuistisch-technischen Seminaren
Jürgen Heinz erklärt seine Motivation für Balint-Gruppenarbeit in Seminaren und beschreibt, was eine Balint-Gruppe ausmacht, sowie ihre Geschichte und Methode, bevor er aufzeigt, wie er in einem Seminar, in dem Studierende schwierige Behandlungen vorstellen, Balint-Gruppenarbeit einsetzt. Anschließend schildert Daniela Klinger, wie sie ihre Fallvorstellung im Seminar und die Arbeit der Gruppe erlebt hat. In ihren Rückblicken auf 15-jährige Mitarbeit in einer solchen aus einem Seminar entstandenen Gruppe beschreiben drei Mitglieder ihre Erfahrungen mit der Balint-Gruppenarbeit.
Schlüsselwörter: Balint-Gruppenarbeit, Aspekte der Übertragung und Gegenübertragung, Spiegelreaktionen, psychoanalytische Ausbildung.