Analytische Psychologie
	Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse
	Wozu das Ganze?
	What is it all for?
E-Journal (pdf) – Heft 184, 47. Jg., 2/2016
	
	
	Inhalt
	
	Michael Lindner
	Editorial
	
	Beitrag 1
	Stefan Wolf
	Zwischen Bestimmung und Beliebigkeit
	Zur Aktualität von Jungs Selbstkonzept
	
	Beitrag 2
	Reiner Manstetten
	Wozu das Ganze? 
	Teleologie an den Grenzen des Verstehens
	
	Beitrag 3
	Veronika Martin
	In Berührung mit dem Unerkennbaren
	Transzendenz und psychotherapeutischer Prozess bei Bion und Jung
	
	Beitrag 4
	Antje Barber
	Kein Drache – kein Held
	Biographische vs. transpersonale Mytheninterpretation bei Otto Rank und Erich Neumann
	
	Förderpreis der Analytischen Psychologie
	
	Buchbesprechungen
	
	Tagungskalender
	
	Vorschau
	
	Richtlinien für Autorinnen und Autoren
													
														
	
													
												 
											
										 
									
															
							
							
																	
										
											
												
											
											
											
												
													Stefan Wolf
Zwischen Bestimmung und Beliebigkeit
Zur Aktualität von Jungs Selbstkonzept
Die Gültigkeit von Jungs Selbstkonzept wird durch die neueren entwicklungspsychologischen Forschungen zur Interpersonalität des Selbst grundsätzlich infrage gestellt. Ein Vergleich des klassischen Konzepts mit diesen modernen Vorstellungen zeigt, dass das interpersonelle Modell der Individuation fundamental unvollständig ist, weil es das Phänomen der Selbstentfremdung nicht erklären kann. Die Geltung, die es dennoch genießt, ergibt sich aus seiner Übereinstimmung mit Grundüberzeugungen des postmodernen Denkens. Jungs Konzept erscheint im Gegensatz dazu im heutigen geistigen Umfeld unzeitgemäß, ist aber in der Lage, die gegenwärtig kultivierten Konzepte zur autonomen Selbstschöpfung und Selbstoptimierung kritisch zu reflektieren.
Schlüsselwörter: Selbst, Individuation, Interpersonalität, Teleologie, Zeitgeist.
Reiner Manstetten
Wozu das Ganze? Teleologie an den Grenzen des Verstehens
Gegen die Vorstellung moderner Biologen, Teleologie sei der wissenschaftlich unhaltbare Versuch, die Evolution aus einer planenden Intelligenz herzuleiten, stellt dieser Artikel das ursprüngliche Anliegen einer philosophischen Teleologie dar. Für Aristoteles, den Begründer der Teleologie, ist das All wesenhaft verständlich und der Mensch dasjenige Wesen, dessen Verstehen die Verständlichkeit des Alls artikuliert. Teleologie begreift Dinge und Ereignisse in ihrem Wozu oder Woraufhin. Noch in der Metaphysikkritik Kants gelten teleologische Annahmen als unverzichtbar für das Sinnverstehen von Welt und Mensch. Nach Rosenzweig aber ist es der Mangel aller Teleologie, dass sie Einsamkeit und Todesangst des Individuums in einem All des Verstehens verschwinden lässt. Ob eine Teleologie möglich ist, die ihren Ausgangspunkt bei der Existenz des Individuums nimmt, ist die Leitfrage der abschließenden Überlegungen. 
Schlüsselwörter: Die Frage Wozu, Verstehen, Sinn des Lebens, Orientierung im Leben, Konfrontation mit dem Tod, Ansprüche der Wissenschaft, Glaube. 
Veronika Martin
In Berührung mit dem Unerkennbaren 
Transzendenz und psychotherapeutischer Prozess bei Bion und Jung
In dieser Arbeit werden zentrale Annahmen Bions und Jungs einander vergleichend gegenübergestellt. Bezüglich des psychotherapeutischen Prozesses zeigt sich, dass Bions Modell als wichtige Ergänzung der Annahmen Jungs betrachtet werden kann, was die Entwicklung der Symbolisierungsfähigkeit betrifft. Abschließend wird ein Modell psychotherapeutischen Arbeitens dargestellt, in dem sich die Konzepte von Bion und Jung integrieren lassen. Der analytische Beziehungsraum wird schließlich betrachtet als ausgespannt zwischen Immanenz und Transzendenz, zwischen Bewusstsein und Unbewusstem, zwischen Ich und Du.
Schlüsselwörter: Transzendenz, Immanenz, transzendente Funktion, Reverie, Symbolisierungsfähigkeit. 
Antje Barber
Kein Drache – kein Held
Biographische vs. transpersonale Mytheninterpretation bei Otto Rank und Erich Neumann
Die Mytheninterpretation Otto Ranks als Vertreter der Freud’schen Psychoanalyse und Erich Neumanns als Schüler C. G. Jungs werden einander gegenüber gestellt. Ranks Werk stand bis 1924 maßgeblich unter dem Einfluss der psychoanalytischen Triebtheorie, erst danach entwickelte er seine eigene Theorie des Geburtstraumas, die auch seine Sicht auf die Mythologie verändern sollte. Erich Neumann erweiterte den Jung’schen Mythengebrauch um einen neuen entwicklungsgeschichtlichen Aspekt. Als anschauliches Beispiel für Ranks am Familienroman orientierte und Neumanns transpersonale Interpretationsweise wird der Mythos der Phädra und des Hippolytos gewählt.
Schlüsselwörter: Neumann, Rank, Mythen, Mytheninterpretation, Heldenmythos.