Analytische Psychologie
Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse
Spiritualität und Psychotherapie
Spirituality and Psychotherapy
Printausgabe – Heft 186, 47. Jg., 4/2016
Inhalt
Nur noch zweimal jährlich: Mitteilung in eigener Sache
Joachim Raack
Editorial
Sudhir Kakar
Ist die Psychoanalyse auch eine spirituelle Disziplin?
Angelica Löwe
»Vom Unendlichen beunruhigt«: Offenheit und Leere in zen-buddhistischer Praxis und analytischer Arbeit
Joachim Raack
Spiritualität und Psychotherapie: eine wechselhafte Beziehung
Paul Bishop
Eine »Kathedrale des Geistes«?
Spiritualität und Ästhetik in Jungs Rotem Buch
Eckhard Frick / Brigitte von Peinen
Ist er da oder nicht? – Gott in der analytischen Situation
Diskussionsforum
Ralf Vogel
Supervisionskompetenz in der Analytischen Psychologie!?
Ruth Sandmann-Strupp
Einführung zur DGAP-Frühjahrstagung »Spiritualität und Psychoanalyse«
Tagungsbericht
Konstantin Rößler
Spiritualität und Psychotherapie
Ein individueller Erfahrungsbericht zur DGAP-Frühjahrstagung in Köln 2016
Förderpreis der Analytischen Psychologie
Buchbesprechung
Tagungskalender
Vorschau
Richtlinien für Autorinnen und Autoren
Sudhir Kakar
Ist die Psychoanalyse auch eine spirituelle Disziplin?
Seit den Anfängen der Psychoanalyse standen sich Psychoanalyse und spirituelle Traditionen feindlich gegenüber. Die vorliegende Arbeit erörtert die historischen Gründe für diese feindselige Haltung und versucht, eine mögliche Annäherung zwischen beiden Positionen zu bewirken. Sie betont die spirituellen Eigenschaften der beiden Grundelemente der psychoanalytischen Begegnung – die freie Assoziation des Analysanden und die gleichschwebende Aufmerksamkeit des Analytikers –, die die psychoanalytische Behandlung zu einer Meditation zu zweit werden lassen.
Schlüsselwörter: Spiritualität, Meditation, Empathie, interkultureller Austausch, gleichschwebende Aufmerksamkeit.
Angelica Löwe
»Vom Unendlichen beunruhigt«: Offenheit und Leere in zen-buddhistischer Praxis und analytischer Arbeit
Der Text widmet sich der Frage, wie sich Offenheit, Leere und Zeit zueinander verhalten. Hierbei werden Elemente zen-buddhistischer Meditationspraxis in Verbindung zu zentralen Gedanken W. R. Bions gebracht und schließlich mit einem phänomenologischen Befund von E. Lévinas verknüpft. Auszüge aus einem Stundenprotokoll veranschaulichen die theoretischen Überlegungen. Im Anschluss an eine Kurzanalyse der drei Zeitmodi werden noch einmal buddhistische Gedanken mit psychoanalytischen und philosophischen verbunden.
Schlüsselwörter: Offenheit, Leere, Zeit, das Unendliche, Stundenprotokoll, Zenbuddhismus, Bion, Lévinas.
Joachim Raack
Spiritualität und Psychotherapie: eine wechselhafte Beziehung
In einem Rückblick wird die Geschichte von Psychologie, Psychotherapie, Religion und Spiritualität untersucht. Dabei wird u. a. auf das Psychology of Religion Movement rekurriert, das von 1880 bis 1930 in den USA viele Mitstreiter fand, unter Ihnen die Gründerväter der amerikanischen Psychologie William James und G. Stanley Hall.
Zwei Paradigmenwechsel können anschließend beobachtet werden: der erste hin zur strengen empirischen Wissenschaft unter Beiseiteschieben von Religion und Spiritualität, der zweite in den späten 1960er Jahren, der bis in die 1990er Jahre anhielt und durch einen Versuch der Integration von Spiritualität in psychotherapeutische Prozesse gekennzeichnet ist. Dabei ist eine zunehmende Säkularisierung sowie Fokussierung auf das subjektive innere Erleben zu beobachten.
Schlüsselwörter: Spiritualität, Psychotherapie, Psychology of Religion, spiritueller Materialismus, Paradigmenwechsel.
Paul Bishop
Eine »Kathedrale des Geistes«?
Spiritualität und Ästhetik in Jungs Rotem Buch
Inwiefern ist Jungs Rotes Buch als ein psychologisches, ein philosophisches oder ein religiöses Dokument zu verstehen? In diesem Beitrag geht es um verschiedene Auffassungen der Spiritualität, die im Roten Buch zum Ausdruck kommen, und nicht zuletzt um die Beziehungen zu Jungs späterer intellektueller Entwicklung.
Schlüsselwörter: Rotes Buch, Spiritualität, Psychologie, Philosophie, Religion, intellektuelle Entwicklung.
Eckhard Frick / Brigitte von Peinen
Ist er da oder nicht? – Gott in der analytischen Situation
Der delphische Orakelspruch – VOCATUS ATQUE NON VOCATUS DEUS ADERIT. Gerufen und auch ungerufen wird Gott da sein – auf dem Türsturz von Jungs Privathaus und auf seinem Grabstein bildet den Übergang zwischen Immanenz und Transzendenz, Gottesferne und Gottesnähe, Säkularität und religiöser Einstellung. Diese gegensätzlichen Haltungen gelten oft als unvereinbar. Jung hingegen sieht sie als Gegensatzspannung, besonders in der analytischen Therapie.
Schlüsselwörter: Numinosität, Gott, Transzendenz, Spiritualität, Säkularität, analytische Therapie.