Jean-Michel Quinodoz
Die gezähmte Einsamkeit
Trennungsangst in der Psychoanalyse
4. Auflage 2013
288 S., Paperback (20,7 x 14,5 cm)
ISBN 978-3-86099-558-7
Aus dem Französischen von Monika Noll
Trennung und Einsamkeit sind schmerzliche Erfahrungen, denen sich alle Menschen schon früh stellen müssen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung für die psychische Entwicklung, wie mit den damit verbundenen Ängsten umgegangen wird. Jean-Michel Quinodoz beschreibt umfassend und präzise die zentrale Rolle, die sowohl die Trennungsängste als auch die gegen sie gerichteten Abwehrmechanismen im analytischen Prozeß spielen. Anhand von klinischen Beispielen zeigt der Autor, wie die in der therapeutischen Arbeit durchlebten Ängste wirken und wie sie zu bestehen sind. In seine meisterhafte Darstellung der klinischen Praxis ist ein historischer Überblick eingewoben, der die wichtigsten theoretischen und therapeutischen Ansätze zum Thema Trennungsangst in der Psychoanalyse ausführlich erörtert.
Hanna Segal
Erster Teil
Trennungsangst in der psychoanalytischen Praxis
1. Trennungsangst in den Übertragungsphantasien
Die zwei Gesichter der Einsamkeit
Die Universalität der Trennungsangst
Wie manifestiert sich Trennungsangst?
Zwischen Bewußtem und Unbewußtem
Trennung und Objektverlust bei Freud
Trennung und Objektverlust: Realität und Phantasie
Trennungsangst in der Beziehung zwischen Analysant und Analytiker
Von der Klinik zu den Theorien
2. Trennungsangst am klinischen Beispiel
Die vielfältigen Äußerungen der Trennungsangst
Was ein Acting-out alles bedeuten kann
Wiederholung eines psychischen Kindheitstraumas
Auf dem Wege zur Durcharbeitung der ödipalen Situation
Bindung von Liebe und Haß in der Ambivalenz
Wiederkehr der Trennungsangst bei bevorstehender Beendigung der Analyse
Die Fähigkeit, man selbst zu sein und Einsamkeit zu ertragen
3. Perspektiven für die Deutung der Trennungsangst
Sich trennen und sich differenzieren
Sonderung zum Zweck der Vereinigung
Trennungsangst und Trauerarbeit
Was man verliert und was man gewinnt
Am Wendepunkt zwischen narzißtischer Beziehung und Objektbeziehung
Trennungsangst und narzißtische Störungen
Zweiter Teil
Stellenwert der Trennungsangst in den psychoanalytischen Theorien
4. Die Angst vor Trennung und Objektverlust bei Freud
1. Trennung und Objektverlust in Freuds frühen Schriften
Infantile Abhängigkeit und Hilflosigkeit
Furcht vor Trennung als Quelle der Angst beim Kind
Das Problem des primären
Narzißmus
2. »Trauer und Melancholie« (1916–17g [1915])
Introjektion des verlorenen Objekts
Zweideutige Formulierungen bei Freud
Kritik übt das Ich-Subjekt am Objekt und nicht umgekehrt
Woher stammt der Sadismus des Über-Ichs?
Ichspaltung und Verleugnung der Realität als Abwehrmechanismen gegen den Objektverlust
Ein Übertragungsbeispiel für die Introjektion des verlorenen Objekts und die Wendung des Hasses gegen die eigene Person
3. »Hemmung, Symptom und Angst« (1926d)
Freud und »Das Trauma der Geburt« von Otto Rank
Angst als Reaktion des Ichs auf die Gefahr, die der Objektverlust mit sich bringt
Die Gefahren unterscheiden sich je nach Lebensphase
Wie die traumatische Situation wiederholt, erinnert und erwartet wird
Beziehung zwischen äußerer und innerer Gefahr
Angst, Schmerz und Trauer
Ichspaltung als dritte Angsttheorie bei Freud
Der Einfluß von »Hemmung, Symptom und Angst«
5. Die Angst vor Trennung und Objektverlust bei Melanie Klein und ihren Nachfolgern
1. Angst vor Trennung und Objektverlust bei Melanie Klein
Trennung und Objektverlust in der paranoid-schizoiden und der depressiven Position
Die manische Abwehr
Äußere Realität und psychische Realität
Trennung und Verlust in der infantilen Entwicklung
Die Deutung in der analytischen Situation
Narzißmus, projektive Identifizierung und Neid
2. Herbert Rosenfeld: Projektive Identifizierung und narzißtische Struktur
Projektive Identifizierung und Neid als Ursache für die Ineinssetzung von Ich und Objekt
Libidinöser und destruktiver Narzißmus
3. Hanna Segal: Narzißmus, Differenzierung des Ichs vom Objekt und Symbolisierung
Narzißmus als Äußerung des Todestriebes
Objektverlust und Symbolbildung
Klinische Konsequenzen der theoretischen Beiträge von Rosenfeld und Segal
4. Wilfred R. Bion: Schicksale der Container-contained-Beziehung
Projektive Identifizierung als Kommunikationsmittel
Die »Reverie« 117 – Schicksale der Container-contained-Beziehung
Folgen für die Klinik
5. Donald Meltzer: Psychoanalytischer Prozeß und Trennungsangst
Projektive Identifizierung und analytische Zyklen
Die Stadien des psychoanalytischen Prozesses
Anale Masturbation und Trennungsangst
Die adhäsive Identifizierung
Rückkehr zum Begriff des primären Narzißmus?
6. Stellenwert der Angst vor Trennung und Objektverlust in den wichtigsten anderen psychoanalytischen Theorien
1. W. R. D. Fairbairn: Abhängigkeiten und Differenzierungsängste
Die Libido auf der Suche nach Objekten
Die Rolle der Trennungsangst in der Psychopathologie
2. Donald W. Winnicott: »Holding« und Störungen der primären Gefühlsentwicklung
Frühkindliche Ängste und fehlende mütterliche Fürsorge
»Holding« und analytische Situation
Regression zum Zweck der Progression
3. Anna Freud und René A. Spitz: Entwicklungsstadien und Trennungsangst
Anna Freud: Folgen der Trennungsangst für die Entwicklung
René A. Spitz: Psychopathologie der Trennung und des realen Objektverlustes
4. Margaret Mahler: Das Begriffspaar Loslösung und Individuation (»separation-individuation«)
Die psychische Geburt
Die Unfähigkeit, sich zu trennen: symbiotische Psychose
Der Loslösungs- und Individuationsprozeß in der psychoanalytischen Klinik
5. Heinz Kohut: Trennung und »Working through« bei narzißtischen Störungen
Trennungen und Mobilisierung der idealisierenden Übertragung
Eine psychoanalytische Theorie im Abseits?
6. Die Begriffe Bindung und Verlust bei John Bowlby
Versuch der Synthese und Neubewertung
Eine eher biologische als psychoanalytische Konzeption
Bowlbys Herausforderung: ein Anstoß für die Psychoanalytiker
Dritter Teil
Technische Gesichtspunkte
7. Die Übertragungsdeutungen der Trennungsangst
Auf welche Theorie soll die Deutung sich stützen?
Was es bringt, die Trennungsangst zu deuten
Die verschiedenen Welten der Analysanten
Die Übertragung als Gesamtsituation
Ein günstiger Zeitpunkt für die Deutung der Übertragung
Die Rolle der projektiven Identifizierung
Klinisches Beispiel für das Wiederaufgreifen des von der Trennungsangst durchschnittenen »roten Fadens«
Im Mikrokosmos der Sitzung
Im Langzeitverlauf: eine Konzeption des analytischen Prozesses
Verlust des realen Objekts und Durcharbeiten der Trauer in der Übertragung
8. Seelischer Schmerz und negative Übertragung
Der Übertragungshaß auf das Liebesobjekt
Eine Bewährungsprobe für die Gegenübertragung
Deutung des hinter dem Negativen verborgenen Positiven
Die Gegenwart des Objekts als Quelle seelischen Schmerzes
Trennungsangst als Syndrom?
Negative therapeutische Reaktion und Trennungsangst
Problematik des Kindheitstraumas
Beispiel für den Zwang zur Wiederholung einer traumatischen Situation
9. Acting-out und Trennungsangst
Ein enger Zusammenhang
Klinik: Acting-out bei Trennungen
Acting-out als Suche nach einem psychischen Behälter (Container)
Trennungen, Stundenpläne und Honorare
10. Psychoanalytischer Rahmen und Container-Funktion
Die Bedingungen psychoanalytischer Erfahrung
Psychoanalytischer Rahmen und Container-contained-Beziehung
Vierter Teil
Die gezähmte Einsamkeit
11. Beendigung der Analyse und Trennungsangst
Das Ende der Analyse bei Freud
Die wichtigsten Beendigungsmodelle
Beendigung der Analyse und Trauer
Ein Kriterium für die Beendigung
Trennungsangst und unabschließbare Analyse
12. Fähigkeit zum Alleinsein, Auftrieb (portance) und Integration des Seelenlebens
Die Einsamkeit zähmen
Die Introjektion des guten Objekts als Basis der Integration
Übertragung, psychotischer Teil und nicht-psychotischer Teil der Persönlichkeit
Ein Beispiel für das Integrationsgefühl
Von der Trennungsangst zum Auftriebsgefühl
Resultat eines dynamischen Gleichgewichts
Wie jemand er selbst wird und Verantwortung für sich übernimmt
Introjektive Identifizierung mit einem guten, aufbewahrenden Objekt
Auftrieb, Raum und Zeit
Dimensionalität und ödipale Triangulation
Traum, Auftriebsgefühl und Gegenübertragung
13. Überblick und abschließende Bemerkungen
Warum ich dieses Buch geschrieben habe
Die großen Linien des Buches
Von der Trennungsangst zur gezähmten Einsamkeit
Bibliographie