Roger Money-Kyrle
Die Psychologie von Krieg und Propaganda
Ausgewählte Schriften. Band I
1. Auflage 2022
164 S., Paperback Großoktav (24 x 17 cm)
ISBN 978-3-95558-299-9
Herausgegeben und kommentiert von Heinz Weiß und Claudia Frank
Aus dem Englischen übersetzt von Antje Vaihinger
In diesem ersten Band der »Ausgewählten Schriften« werden Money-Kyrles hierzulande weitgehend unbekannten Beiträge zu sozialanthropologischen und politischen Fragen erstmals in deutscher Sprache vorgelegt. Diese wurden entscheidend mitgeprägt von der Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Im Oktober 1932 wurde er Zeuge einer Veranstaltung, bei der Goebbels und Hitler sprachen. Seine minutiöse Analyse der Wirkung von Propaganda auf die ekstatische Masse lässt sich fast unverändert auf heutige Verhältnisse übertragen.
Vorwort der Herausgeber
Autobiographische Notiz
Einführung zu Kapitel 1
Kapitel 1
Eine psychologische Analyse von Kriegsursachen
Einführung zu Kapitel 2
Kapitel 2
Wie entstehen Kriege?
Ein psychologischer Ansatz
Einführung zu Kapitel 3
Kapitel 3
Die Psychologie der Propaganda
Einführung zu Kapitel 4
Kapitel 4
Soziale Konflikte und die Herausforderung für die Psychologie
Einführung zu Kapitel 5
Kapitel 5
Anmerkungen zu Staat und Charakter in Deutschland
Einführung zu Kapitel 6
Kapitel 6
Über das Vorurteil – eine psychoanalytische Annäherung
Einführung zu Kapitel 7
Kapitel 7
Ein psychoanalytischer Blick auf die Politik
Roger Money-Kyrle, 1898–1980, war ein britischer Psychoanalytiker. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg und wurde in Frankreich verwundet. In seinen Schriften »A Psychological Analysis of the Causes Of War« (1934) und »The Development of War« (1937) sah er die Gefahr des Naziregimes voraus.
Heinz Weiß, Prof. Dr. med., Psychoanalytiker, Chefarzt der Abteilung für Psychosomatische Medizin am Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Leiter des Medizinischen Schwerpunktes und Mitglied des Direktoriums am Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt; Chair der Education Section des International Journal of Psychoanalysis, Guest Member der British Psychoanalytical Society. Bei Brandes & Apsel sind erschienen: Ödipuskomplex und Symbolbildung (1999; 2. Aufl. 2013 bei Brandes & Apsel) und gemeinsam mit Esther Horn Trauma und unbewusste Phantasie (2018), Zeitlose seelische Zustände (2019) und Wiederholung und Wiederholungszwang (2020).
Claudia Frank, Priv.-Doz. Dr.in med., Psychoanalytikerin in eigener Praxis in Stuttgart, Lehranalytikerin der DPV/IPA. 1988–2001 in der Abteilung für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Tübingen, zuletzt als Kommissarische Leiterin. Guest member der British Psychoanalytical Society. 2016–2018 Leiterin des zentralen Ausbildungsausschusses der DPV. Veröffentlichungen zur Theorie, Technik und Geschichte der Psychoanalyse (u. a. eine Monografie zu Melanie Kleins ersten Kinderanalysen) sowie zur angewandten Psychoanalyse (u. a. zu Giacometti und Morandi). Mithrsg. des Jahrbuchs der Psychoanalyse. Zusammen mit Heinz Weiß Hrsg. verschiedener Bücher zur Kleinianischen Psychoanalyse. Zuletzt zusammen mit A. Kidess: Zur Psychoanalyse im Hier und Jetzt.
»Das fünfte Kapitel ›Anmerkungen zu Staat und Charakter in Deutschland‹ berichtet von Money-Kyrles Feldforschung im Rahmen der ›German Personnel Research Brand‹, mit welcher er 1946 in Deutschland stationiert war und sich im Zuge dessen mit der Charakterologie befasste. Er veranschaulicht den bei Deutschen identifizierten ›autoritären Charakter‹ und zeigt auf, wie Ideologien an Attraktivität gewinnen, je mehr sie dem unbewussten Bedürfnissystem, geformt durch frühe Entwicklungs- und Erziehungseinflüsse, entsprechen. Mit Blick auf die Ausformungen des gesellschaftlichen Charakters wirft er folgend die bedeutsame Frage auf: ›Was war mit dem Gewissen der Deutschen‹ (vgl. S. 116ff.). Entlang der Differenzierung von verfolgenden und depressiven Ängsten untersucht er, wie spezifische Ausprägungen jener Angstformen zu autoritären und humanistischen Charakteren prädisponieren. Eine Frage, die auch in postnazistischen Zeiten keineswegs an Relevanz verloren hat.«
(Maximilian Römer, Journal für Psychoanalyse)
»Weil Völkerrechtsverstöße, Überfälle und Kriege – wie heute wieder – niemals akzeptiert und hingenommen werden dürfen, bedarf es des Blicks auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges. Der englische Psychoanalytiker Roger Money-Kyrle kann uns mit seinen Schriften Anregungen geben und zu aktivem Widerstand gegen Kriegsverbrechen auffordern! Die Edition der Schriften von Money-Kyrle dürfte nicht nur für Psychologen und Psychoanalytiker von Interesse sein, und der notwendigen und nützlichen, wissenschaftlichen Dokumentation Genüge tun, sondern auch Anregungen und Herausforderungen für den interdisziplinären Diskurs über Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Humanität bieten.«
(Jos Schnurer, socialnet.de)
»On the outbreak of war Money-Kyrle dwells on the dynamics of unconscious aggression, the development of paranoid visions that lead entire nations and peoples to circularly increase suspicion, distrust, hostility and hatred, with an interesting note comparing war psychoses with so-called peace neuroses. The mechanism of projection is here – as elsewhere, and repeatedly – called into question, naturally tracing its beginnings to childhood development. Many of his considerations especially on the specificity of propaganda in wartime, and in the phases immediately preceding the outbreak of armed conflicts, emerge today in all their topicality and can be of great interest not only to the Psy world but also to all those concerned with issues related to democracy, the relationship between peoples and nations, and the defense of freedom and justice.«
(Andrea Castiello d'Antonio, psychiatryonline.it)