
Alyosxa Tudor
from [al'manja] with love
Trans_feministische Positionierungen zu Rassismus und Migratismus
1. Auflage 2014
336 S., Paperback (20,7 x 14,5 cm)
ISBN 978-3-95558-061-2
transdisziplinäre genderstudien 6
»from [al'manja] with love verbindet in so noch nicht gesehener Form postkoloniale und transnationale feministische Ansätze mit kritischer Migrationsforschung und antirassistischer Praxis. Radikal im besten Sinne lässt das Ergebnis keinen Zweifel daran, dass diese Verbindung nicht nur Sinn macht, sondern für ein grundsätzliches Infragestellen binärer Dominanzstrukturen zwingend notwendig ist. Von der deutschen Situation ausgehend, aber globale Strukturen im Auge behaltend, entwickelt Tudor ein theoretisches Konzept, das sowohl Rassismus und Migratismus differenziert als auch den anhaltenden Einfluss des europäischen Kolonialismus aufzeigt. Die resultierende, trans_feministische und trans_diasporische Analyse ist eine originelle und immens wichtige intellektuelle und politische Intervention in deutsche Debatten um Migration, Rassismus und Widerstand.«
(Fatima El-Tayeb, Associate Professor, Department of Literature and Department of Ethnic Studies; Associate Director, Critical Gender Studies Program. University of California, San Diego)
1. Trans_it: [al'manja] postkolonial
1.1 Erkenntnistheoretische Perspektiven, Method(ologi)en, Material
1.1.1 Material und diskursanalytische Perspektiven
1.1.2 Forschungsstand (Genealogizing Theories)
1.1.3 Zentrale Fragestellungen
1.2 Storyline
2. Genealogizing Theories
2.1 trans_feministisch
2.1.1 trans_(national/gender)_feministisch
2.1.2 Genderismus, Anti-Genderismus und (Queer_)Feminismus
2.1.3 Von dyke_trans zu trans_x_ing zu trans_feministisch
2.2 Machtverhältnisse
2.2.1 Interdepedenzen/Intersektionalität/Transdependenzen/Assemblages
2.2.2 Anti-Essentialismus, De_Konstruktivistische Erkenntnisperspektiven und Diskursanalyse
2.3 Kolonialismus und Rassismus
2.3.1 Rassismus und Rassifizierung
2.3.2 (Post)Aufklärerischer Kolonialismus
2.3.3 Postkoloniale Wissensbildungen, dekoloniale Wissensbildungen und ›transnational feminism‹
2.3.4 Interdependenzen von Kolonialrassismus, Antiromaismus, Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus, Genderismus
3. Criticizing Migration Studies
3.1 Homogenisierung und In-Eins-Setzung von Kultur/Nation
3.2 Annahme der Abgeschlossenheit von Kolonialismus
3.3 Annahme, Kolonialrassismus bzw. Rassifizierung sei für Deutschland bzw. Europa nicht relevant
3.4 Leugnung oder Relativierung von Privilegierungen über pseudo-konstruktivistische Argumentationen
3.5 Übergeneralisierung von Rassismus
3.6 Entkontextualisierung von Migration
4. Changing Paradigms
4.1 One is not born a migrant
4.1.1 Warum Migratismus?
4.1.2 Migratisierung
4.1.3 Statisierung
4.2 Rassismus und Migratismus: Die Relevanz einer kritischen Differenzierung
4.3 Rassismus, Migratismus, Xenophobie – Abwägungen von Benennungen
4.3.1 Kritik an In-Eins-Setzungen
4.3.2 Migrationshintergrund/-erfahrung etc.
4.3.3 Xenophobie und andere ›-phobias‹
4.4 Strategien und Topoi, über die Migratismus realisiert wird
4.5 Konstruktionen von Nicht/Europäisierung
4.6 Supranationale Statisierung, Migratisierung und Rassifizierung
5. Politicizing Positionings
5.1 Was sind soziale Positionierungen und kritische Ver_Ortungen?
5.1.1 Jenseits von Identitätspolitiken
5.1.2 Position beziehen
5.1.3 Ambivalenzen und Spannungen lokaler und globaler Dimensionen
5.1.4 Kritische Moment_Ortungen
5.2 Post-, Trans-, Anti-Nationale Ver_Ortungen
5.2.1 ›Schwarz‹ und ›weiß‹ als nicht-symmetrische Benennungen
5.2.2 Ausdifferenzierungen anti-rassistischer Ver_Ortungen
5.2.3 ›Migrantinnen‹, postmigrantische Perspektiven und Postmigrantix
5.2.4 Postalmanya in Posteurope?
6. Positioning Politics
6.1 Precariousness und Verletzlichkeit
6.1.1 Ver_Ortung von Kämpfen über Risiken
6.1.2 Anti-, Pro- und Contra_
6.1.3 Performative Sprachhandlungen
6.2 Komplexe Werdungsprozesse
6.2.1 »Would there be danger, would there be death?«
6.2.2 Weißsein als Werdungsprozess am Beispiel von Konstruktionen von ›Irishness‹
6.3 Assemblages, Transdependenzen
6.3.1 Rumänienkonstruktionen
6.3.2 Cross-Border-Nationalismus/Diasporanationalismus
7. Alienating Home
7.1 Transnationalismus und ›politics of home‹
7.2 Prekäre Politiken
7.2.1 Verletzlichkeiten aushandeln
7.2.2 Widersprüche aushalten
7.3 Transing Diaspora
7.3.1 Transing categories?
7.3.2 dia_spora
7.3.3 trans_diaspora timespace
8. Conclusion: Transing Be_Longing
8.1 Was kann die Migratismuskonzeptualisierung für rassismuskritische Bündnisse bedeuten?
8.2 Rassismusanalysen postkolonialisieren
8.3 in transit
Literatur- und Quellenverzeichnis
danke – thank you
Nachvollziehbar stellt sie dar, wie es zur Herausbildung der Vorstellung von einem angeblich abgeschlossenen und fest definierbaren Kulturraum Europa beziehungsweise Deutschland kam, und welche Auswirkungen dieses Konzept noch heute auf die dort lebenden und sich bewegenden Menschen hat. Dabei werden der Begriff ›Zuhause‹ und nationale Zugehörigkeit zu Konstrukten, die unter anderen dazu instrumentalisiert werden, die vermeintlich Anderen auszuschließen und mit ihren angeblichen Ursprungsländern in Verbindung zu bringen.
Es wird deutlich, welche zentrale Rolle Sprache bei der Bildung solcher Vorstellungen von geopolitischen Räumen einnimmt, wie sie unsere Wahrnehmung beeinflusst und im Umkehrschluss durch diese verändert wird. Tudor greift für ihre Untersuchung von sozialen Positionierungen, Gendervorstellungen und -einordnungen sowie der Entstehung von hegemonialen Machtverhältnissen auf dekonstruktivistische Ansätze zurück. Die Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen sieht sie besonders in der (teils unbewussten) Rekapitulation bestehender sexistischer, rassistischer und fremdenfeindlicher Stereotype begründet. Tudor zufolge können diese nur durch ständige Selbstreflexion, sowie das kritische Hinterfragen der vorherrschenden Strukturen abgebaut werden. Sie ist sich jedoch dessen bewusst, dass eine solche Arbeit nie vollständig abgeschlossenen werden kann.
(…) Weiterhin zentral ist die kritische Betrachtung und Analyse des Kolonialismus. Die verbreitete Annahme, dieser sei bereits überwunden, hält sie für falsch und konfliktträchtig. Auch in Zeiten des Postkolonialismus seien ›weiße‹ Privilegierungen und Positionierungen, die in der Kolonialzeit ihren Anfang nahmen, nicht überwunden. Im Gegenteil würden sie heute wieder reproduziert. Beispielsweise komme es vor, dass Deutsche mit dunkler Hautfarbe diskriminiert und unreflektiert mit dem Kontinent Afrika in Verbindung gebracht würden. Unter solchen Vorurteilen hingegen haben weiße AusländerInnen nicht zu leiden, so die Autorin. Die Begrifflichkeiten ›Weiß‹ und ›Schwarz‹ sind in Tudors Konzept mehr als nur die Beschreibung von Hautfarben, es sind asymmetrische Konzepte festgelegter Attribute und Positionen, die tief in unserer Kultur verankert sind, so zum Beispiel die Aufteilung in gut (weiß) und böse (schwarz).(…)
AVIVA-Tipp: ›from [al'manja] with love‹ ist spannend und radikal. Der Autorin gelingt es, komplexe transnationale und trans/feministische Problematiken miteinander zu verbinden. Ihre LeserInnen fordert sie dazu auf, gewohnte Betrachtungsweisen zu überdenken, wenn nötig aufzugeben und neue Standpunkte einzunehmen.«
(Daniélle Aderhold, Aviva, Online Magazin für Frauen)