Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Fachzeitschrift für Psychoanalyse und Tiefenpsychologie
Psychotherapeutisches Arbeiten mit Bezugspersonen II
Printausgabe – Heft 208, 56. Jg., 4/2025
Inhalt
Vorwort
Beitrag 1
Jürgen Heinz / Henriette Todzy
Konkretes und Grundsätzliches über die »Begleitende Psychotherapie der Bezugspersonen«
Beitrag 2
Tillmann F. Kreuzer
Aktive Väter in der Begleittherapie?
Beitrag 3
Dagmar Ambass
Stuhlpolonaise – oder nur zwei Plätze für drei in der Liebe?
Beitrag 4
Jan Stohrer
Vom Ausbilden und Aushalten von Ambivalenz (Liebe und Hass) bei Adoptivkindern, Adoptiveltern und dessen Bedeutung für den psychoanalytischen Prozess
Beitrag 5
Jürgen Grieser
Die Arbeit mit den Eltern in Therapien mit älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Beitrag 6
Anne Schäfers
Spezifische Probleme in der therapeutischen Arbeit mit Pflegekindern und ihren Familien
Die Autorinnen und Autoren des Heftes
Ankündigungen
Konkretes und Grundsätzliches über die »Begleitende Psychotherapie der Bezugspersonen«
Ausgehend von einem Blick auf Kontroversen über die »richtige« Technik, beschreiben wir drei begleitende Psychotherapien und kommentieren sie. Dem Bericht von einer Arbeit nur mit Eltern folgen Überlegungen zur Situation von Vätern heute und die Darstellung einer begleitenden Psychotherapie mit zwei Müttern und keinem Vater, der sich die Frage nach der Bedeutung des Dritten und der Triangulierung anschließt. Bevor die Möglichkeit, doch ohne Bezugspersonen zu arbeiten, erwogen wird, zeigt ein Fallbeispiel, wie eine begleitende Psychotherapie dabei geholfen hat, einen Abbruch in der Behandlung eines Jungen zu verhindern. Im Schlusskapitel runden grundsätzliche Überlegungen zur begleitenden Psychotherapie und wie diese gelehrt werden kann den Aufsatz ab.
Schlüsselwörter: begleitende Psychotherapie, abwesende Väter, Triangulierung, ressourcenbasierte psychodynamische Haltung
Tillmann F. Kreuzer
Aktive Väter in der Begleittherapie?
Der Beitrag stellt anfangs Zugänge zur Begleittherapie wie zur (heil- bzw. sonder-) pädagogischen Beratung vor. Anschließend wird versucht eine Brücke vom aktiven Vater des kleinen Hans hin zu aktiven Vätern heute zu bauen, wobei die Typisierungen des Väterberichts 2023 aufgegriffen und vorgestellt werden. Vor einem kurzen Ausblick gehe ich auf eine Spielbeobachtung mit einem Vater ein, der einen weniger aktiven Vater repräsentieren und als Stellvertreter dieser gesehen werden könnte.
Schlüsselwörter: aktive Väter, begleitende Elterntherapie, Heil- und Sonderpädagogik, Spiel
Dagmar Ambass
Stuhlpolonaise – oder nur zwei Plätze für drei in der Liebe?
Ausgehend von einer Falldarstellung aus einer Familienberatung werden die Schwierigkeiten beim Übergang vom Paar zur Familie, von einer Beziehung zu zweit zur Beziehung zu dritt erörtert. Schier unmöglich scheint dieser Schritt, wenn das Paar sich danach gesehnt hat, Eins zu sein und in einer imaginären romantischen Liebe verstrickt ist. Die Problematik wird anhand von Freuds und Lacans Narzissmus-Konzept sowie Lacans Unterscheidung zwischen der imaginären, romantischen Liebe und der symbolischen Übertragungsliebe erörtert.
Schlüsselwörter: Narzissmus, Phallus, Begehren, Objekt a, romantische Liebe, Übertragungsliebe
Jan Stohrer
Vom Ausbilden und Aushalten von Ambivalenz (Liebe und Hass) bei Adoptivkindern, Adoptiveltern und dessen Bedeutung für den psychoanalytischen Prozess
Adoption, Pflegschaft und andere Formen des Kümmerns um ein »fremdes« Kind und deren Bedeutung für psychoanalytisches Arbeiten werden bis heute nur »stiefmütterlich« in Theorie und Forschung behandelt, scheinen zugleich aber zunehmend mehr Bedeutung in den psychotherapeutischen Praxen zu bekommen. Der folgende Artikel soll einen Beitrag zur Verknüpfung vorhandener psychoanalytischer Theorien mit der klinischen Praxis leisten und verbindet theoretische Überlegungen mit dem Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen einer unter Supervision laufenden Diagnostik eines kurz nach der Geburt adoptierten Jungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Berücksichtigung von Ambivalenz (Liebe und Hass) und der Frage der Objektkonstanz.
Schlüsselwörter: Adoption, Adoptiveltern, Ambivalenz, Objektkonstanz, Liebe, Hass
Jürgen Grieser
Die Arbeit mit den Eltern in Therapien mit älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Gibt es für die therapiebegleitende Elternarbeit bei Kindern und jüngeren Jugendlichen klare Empfehlungen, so ändert sich dies bei älteren Jugendlichen und angehenden Erwachsenen, den 18- bis 25-Jährigen. Oft werden die Eltern und ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung und Lösung der Probleme des Patienten in diesem Alter übersehen oder vergessen. Verschiedene Aspekte dieser nach wie vor wichtigen Rolle, die die Eltern oft am Rande der Behandlung spielen, werden beschrieben. Der therapeutische Umgang wird mit zwei Fallbeispielen illustriert.
Schlüsselwörter: Jugendlichen-Psychotherapie, Spätadoleszenz, Elternarbeit
Anne Schäfers
Spezifische Probleme in der therapeutischen Arbeit mit Pflegekindern und ihren Familien
Ausgehend von Erfahrungen aus der therapeutischen Arbeit mit Pflegekindern, in der immer wieder ähnliche Phänomene in Form von spezifischen Schwierigkeiten auftauchten, werden die strukturellen Bedingungen, die das Leben der Pflegefamilien bestimmen, in den Blick genommen und mit den frühen Traumatisierungen, die in diesen Fällen vorliegen, in Verbindung gebracht. Die frühen Trennungs- und Verlusterfahrungen der Kinder, gepaart mit der Unsicherheit, die aus dem rechtlichen Status der Pflegefamilien resultiert, schaffen Bedingungen für die therapeutische Arbeit, die mitunter schwer zu bearbeiten sind und eine Dynamik in den Behandlungen entfalten können, die eine Anpassung der technischen Herangehensweise erfordert. Anhand von Fallvignetten werden diese Dynamik, ihre Auswirkungen auf die therapeutische Haltung und die Grenzen, die möglicherweise in Bezug auf die Behandlungen daraus resultieren, genauer dargestellt.
Schlüsselwörter: Pflegekinder, Pflegeeltern, Traumatisierung, Trennung, Verlust