
Wolfgang Geiger / Henning Melber (Hrsg.)
Kritik des deutschen Kolonialismus
Postkoloniale Sicht auf Erinnerung und Geschichtsvermittlung
1. Auflage 2021
196 S., Paperback Großoktav (23,5 x 15,5 cm)
ISBN 978-3-95558-307-1
Beiträge von Wolfgang Geiger, Albert Gouaffo, Israel Kaunatjike, Yann LeGal, Dörte Lerp, Susann Lewerenz, Mnyaka Sururu Mboro, Henning Melber, Hermann Mückler, Frank Schweppenstette, Richard Tsogang Fossi und Dotsé Yigbe
Das Buch liefert Informationen, Analysen und Impulse, die in anschaulicher und fundierter Weise Kenntnisse und Anregungen vermitteln, die zur intensiveren Beschäftigung mit dem deutschen Kolonialismus motivieren und befähigen. Der Band bietet Anregungen und Handreichungen zur Sensibilisierung für eine angemessenere Befassung mit dem Kolonialismus und seinen Folgen im Denken und Handeln für den Schulunterricht und der Darstellung im öffentlichen Raum.
Wolfgang Geiger / Henning Melber
Der deutsche Kolonialismus und seine Wirkungen
Teil 1
Die deutschen »Schutzgebiete«
Henning Melber
Koloniale Anfänge und Hinterlassenschaften
Henning Melber / Israel Kaunatjike
Südwestafrika: Völkermord und Apartheid
Albert Gouaffo / Richard Tsogang Fossi
Kamerun: Ein deutsches Kapitel des globalen Imperialismus
Dotsé Yigbe
Deutsch-Togo und die Folgen
Yann LeGall / Mnyaka Sururu Mboro
Deutsch-Ostafrika – ein permanenter Kriegszustand
Hermann Mückler
Inselgruppen an der Peripherie: die deutschen Südsee-Kolonien
Wolfgang Geiger
Das »Pachtgebiet« Kiautschou, der »Boxerkrieg« und die Folgen
Teil 2
Erinnerungskultur und Vermittlung
Wolfgang Geiger
Afrikabilder in der Kritik
Dörte Lerp / Susann Lewerenz
Getrennte Geschichten
Der Kolonialismus im Deutschen Historischen Museum
Wolfgang Geiger
Der deutsche Kolonialismus in aktuellen Lehrbüchern
Eine kritische Analyse
Frank Schweppenstette
Postkoloniale Dekonstruktionen im Geschichtsunterricht:
Das Wandgemälde des Windhoeker Reiters
Die Autorinnen und Autoren
![]() |
Wolfgang Geiger, Dr., promovierte 1986 in Frankfurt am Main in Romanistik über Kulturdialog und Ästhetik und 1996 in Nantes in Germanistik über das Frankreichbild im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Deutschlektor und Hochschullehrer an der Universität Nantes 1989–96 und Clermont-Ferrand 1996–97. Seit 1999 Gymnasiallehrer in Hessen, Lehraufträge für Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt 2006–2015, Teilabordnung an das Pädagogische Zentrum des Fritz-Bauer-Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt 2009–2013 und seither an die Lehrkräfteakademie Hessen in Wiesbaden. Publikationen im Bereich Wissenschaft und Didaktik und in Lehrbüchern v. a. zur deutschen und deutsch-jüdischen Geschichte und Erinnerungskultur sowie zu Themen der interkulturellen Begegnung in der Geschichte. Seit 2016 Vorsitzender des Verbandes Hessischer Geschichtslehrerinnen und -lehrer im Verband der Geschichtslehrer Deutschlands. |
![]() |
Henning Melber, geboren 1950 in Stuttgart, kam 1967 als Sohn von Einwanderern nach Namibia, wo er 1974 der antikolonialen Befreiungsbewegung SWAPO beitrat. Ab 1992 leitete er die Namibian Economic Policy Research Unit in Windhoek. 2000 wechselte er als Forschungsdirektor an das Nordic Africa Institute in Uppsala, wo er von 2006 bis 2012 die Dag Hammarskjöld Stiftung leitete. Er ist Extraordinary Professor am Department of Political Sciences der Universität Pretoria und dem Centre for Gender and Africa Studies der University of the Free State in Bloemfontein, Senior Research Fellow am Institute for Commonwealth Studies der Universität London sowie seit 2017 Präsident der European Association of Development Research and Training Institutes (EADI). Bei Brandes & Apsel sind von ihm Bücher u. a. zu Rassismus, globaler Solidarität, Dag Hammarskjöld und Namibia erschienen, zuletzt: Deutschland und Afrika – Anatomie eines komplexen Verhältnisses (2019). |
(Henriette Seydel, Habari)
»Wer sich intensiver mit der Geschichtsvermittlung befassen will, dem liefert der von Wolfgang Geiger und Henning Melber herausgegeben Sammelband Kritik des deutschen Kolonialismus substanzielle Erkenntnisse. Dort werden sehr genau Wahrnehmung und Folgen des Kolonialismus in den vier afrikanischen Territorien, Südsee und Kiautschou untersucht und durch die Einbindung afrikanischer Autoren auch die lokalen Sichtweisen dokumentiert. Der zweite Teil analysiert Afrikabilder und die Darstellung des Kolonialismus im Deutschen Museum und in aktuellen Schulbüchern.«
(Stefan Hauck, Börsenblatt)
»Diese Veröffentlichung ist eine lesenswerte Neuerscheinung zu den bereits erschienenen Publikationen zu Namibia. Sie kann sicherlich dazu beitragen, die gewachsene Aufmerksamkeit an Erinnerungen und deren Interpretationen am Leben zu erhalten.«
(Theresa Endres, africa-live.de)
»Zu den Stärken der einzelnen Beiträge gehört, dass sie die Kolonisierten nicht als passive Opfer darstellen, sondern als Akteur*innen – sei es, indem sie Widerstand gegen das koloniale System der Unterdrückung leisten, sei es, dass sie sich mit den Kolonialherrschern arrangieren und mit ihnen Geschäfte machen. Ein Perspektivwechsel, der viel zu selten geschieht.«
(Michael Krämer, südlink)
»Der bei Brandes & Apsel erschienene Band referiert (…) in großem Detail dargelegte und vor allem notwendige Positionen: auch von denen, die in der bisherigen Historiographie (zu) oft nicht zu Wort kommen. Am Ende ist die Kritik keine fundamentale, sondern eine ausgesprochen umsichtige, die auch jüngere Entwicklungen in deutschen postkolonialen Vermittlungskontexten – Museen und vor allem Schulen – in den Blick nimmt. Diese Sichtung ist ein Grund- und Meilenstein (…).«
(Bruno Arich-Gerz, textem.de)
»Das Buch liefert Informationen, Analysen und Impulse, die in anschaulicher und fundierter Weise Kenntnisse und Anregungen vermitteln, die zur intensiveren Beschäftigung mit dem deutschen Kolonialismus motivieren und befähigen.«
(Journal der vereinten evangelischen Mission)
»Was kennzeichnet den deutschen Kolonialismus und wo waren deutsche Kolonien? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, findet sie im neuen Buch des Politikwissenschaftlers und Namibia-Experten Henning Melber und des Hochschul- und Geschichtslehrer Wolfgang Geiger. Das Besondere an ihrer anschaulichen Publikation ist die Tatsache, dass Autoren aus den früheren Kolonialgebieten in Kamerun, Togo und Tansania ausführlich zu Wort kommen. Sie vermitteln ihre Kenntnisse und ihre Sicht auf die deutsche Kolonialherrschaft. «
(Rita Schäfer, Africa Positive)
»Der vorliegende Sammelband setzt sich mit Verdrängungsleistungen und Traumata der deutschen Geschichtsschreibung auseinander, um in einem zweiten Schritt nach Möglichkeiten und Herausforderungen einer postkolonialen, produktiven Erinnerungskultur vor allem für den Schulunterricht zu fragen.«
(C3 – Bibliothek für Entwicklungspolitik)
Zu den Verbrechen der Kolonialmächte und zu der Frage, ob die Verantwortung für den Völkermord verjährt, äußert sich Henning Melber im Podcast WORTWECHSEL, Beitrag vom 18. Juni 2021, auf deutschlandfunkkultur.de:
Der deutsch-namibische Politologe Henning Melber wertet das Abkommen als Beleidigung, die vorgesehene Zahlung sei in ihrer Höhe eine »Peinlichkeit«. Historisches Unrecht lasse sich nie in Geld aufwiegen, kein einziges Menschenleben. Aber das Zeichen für Reue, Sühne und Entschuldigung müsse materielle Konsequenzen haben. Er könne keine Summe festlegen, sagt Melber. Aber die nun im Abkommen zugesagten 1,1 Milliarden Euro in 30 Jahren seien genau das, was Deutschland in den letzten 30 Jahren an Entwicklungshilfe nach Namibia überwiesen habe. In Relation zu milliardenschweren Infrastrukturprojekten wie dem Berliner Flughafen sei das zu wenig. Bundesaußenminister Maas habe sie eine finanzielle »Geste« genannt. In Verbindung mit dem Eingeständnis des Völkermords sei aber genau das eine Beleidigung, so der Wissenschaftler vom Nordic Africa Institute in Uppsala. (…)
Henning Melber betont: »Wir reden über koloniale Vergangenheit. In Namibia ist dies nicht Geschichte. In Namibia ist der Kolonialismus Gegenwart. Er zeigt sich täglich, wenn die Menschen an eingezäunten Farmen in weißem Besitz vorbeikommen.« (…)
Und wie steht es um den Zusammenhang zwischen Rassismus und Kolonialismus? Die »koloniale Amnesie« sei in der deutschen Gesellschaft immer noch präsent, sagt der deutsch-namibische Politologe Melber. »Wir sind weiter geprägt vom kolonialen Blick.«