
Kurt R. Eissler
Männer und Militär
Psychoanalyse der US-Armee als Institution im Zweiten Weltkrieg
1. Auflage 2021
1040 S., Hardcover Großoktav (24 x 17 cm)
ISBN 978-3-95558-283-8
Einführung von Mario Erdheim
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Monika Noll
Herausgegeben von Konstanze Zinnecker-Mallmann
Kurt R. Eisslers Buch über die US-Armee im Zweiten Weltkrieg ist die erste psychoanalytische Untersuchung einer zentralen Institution unserer Kultur. Sie zeigt, über welches kulturwissenschaftliche Potenzial die Psychoanalyse verfügt, aber auch, auf welche Widerstände ihre Erkenntnisse stossen. Eisslers Untersuchungen sind auch ein wichtiges Zeugnis der intellektuellen Verarbeitung von Vertreibung, Flucht und Holocaust. Berührend ist die Bedeutung, die dem Utopischen zukommt. Die USA erschienen zunächst als wahr gewordene Utopie und die US-Armee als Waffe, die den Faschismus endgültig zerschlagen werde.«
(Mario Erdheim)
Wie in einer Feldforschung reflektiert Eissler seine Tätigkeit: die Psychologie und Psychopathologie der Soldaten, die Situation der Zugehörigkeit zu den Streitkräften in der Kriegssituation, die unbewussten Auswirkungen der totalen Institution und des Kampfes um Leben und Tod in der Infanterie bei einfachen Soldaten und Offizieren.
Eisslers Studien sind umfangreich und ins Detail gehend, neu und auf die Gegenwart übertragbar – eine einzigartige Erkenntnisquelle.
Konstanze Zinnecker-Mallmann
Historische und biographische Hintergründe einer neuen Theorie totaler Institutionen
Mario Erdheim
1. Kapitel Ich-Stärke und Leben in geschichtlichen Zusammenhängen
2. Kapitel Was ist die Armee?
3. Kapitel Erste Kontakte mit der Armee
4. Kapitel Die Zeit vor der Grundausbildung
5. Kapitel Ausbildung
6. Kapitel Körperliche Fortbewegung
7. Kapitel Das Gewehr
8. Kapitel Die Uniform
9. Kapitel Exerzieren
10. Kapitel Disziplin
11. Kapitel Militärgerichtsbarkeit
12. Kapitel Überlegungen zur Delinquenz
13. Kapitel Prolegomena zur allgemeinen Psychopathologie des Soldaten mit besonderer Berücksichtigung der Ausbildungssituation
14. Kapitel Versuch einer Analyse der militärischen Realität
15. Kapitel Psychopathologie des Offiziers
16. Kapitel Simulation
17. Kapitel Eine in der Armee vernachlässigte ärztliche Funktion
18. Kapitel Unerlaubte Entfernung von der Truppe
19. Kapitel Der leistungsfähige Soldat
20. Kapitel Ärztliche Sprechstunde
21. Kapitel Vorträge
22. Kapitel Führung in der Armee
23. Kapitel Das zivile Gemeinwesen
24. Kapitel Vorkämpfer
25. Kapitel Gruppenvorurteile
26. Kapitel Der Tod und die Armee
27. Kapitel Religion, Kirche und die Wissenschaft vom Seelenleben
28. Kapitel Das Menschenbild in der Armee
29. Kapitel Militärpsychiatrie
30. Kapitel Das Dilemma des Bürgers
Dank
(Andrea Castiello d’Antonio, Qi - Questioni e idee in psicologia)
»Eissler (…) untersuchte mit modernsten Methoden sowohl Veteranen wie Rekruten bei deren erbarmungsloser Zurichtung zu fast empfindungslosen Killermaschinen. (…) Gnadenlos untersuchte er die fortschreitende gewollte Entmenschlichung durch die Grausamkeit und Entwürdigung durch die demütigenden Schinder. (…) Reines Gold der Psychoanalyse [ist] [d]as fast gigantisch zu nennende Werk (…).«
(Tilmann Moser, Deutsches Ärzteblatt PP)
»Der ursprüngliche Wiener und schließlich US-amerikanische Psychoanalytiker Kurt Robert Eissler hat erstmalig eine zukunftsweisende Untersuchung über die US-Armee am Beispiel des Zweiten Weltkriegs geschaffen. Dabei kommt sowohl die Psychologie wie die Psychopathologie der Soldaten, ihre Zugehörigkeit zu den Streitkräften in der Kriegssituation, die unbewussten Auswirkungen der Totalität des Krieges und des Kämpfens um Leben und Tod zur Sprache. Wobei dabei die Waffe für die Demokratie und gegen den Faschismus eine aufscheinende Utopie brüchig erscheinen lassen.«
(Marga und Walter Prankl, kultur-punkt.ch)
»Eissler ist viel belesener und kenntnisreicher Autor, der alltägliche Beobachtungen als Psychiater beim US-Militär verbindet mit Assoziationen aus Mythologie, Geschichte, Kultur und psychoanalytisch reflektierten Interpretationen. (…) Aus der Sicht des Psychiaters und Psychoanalytikers und militärischen Laien geschrieben vermittelt dieses Buch einen spezifischen Blick auf die US-Armee im Zweiten Weltkrieg, der (…) verallgemeinerungsfähig ist in Bezug auf Ordnungsstrukturen totaler Institutionen: unhinterfragte autoritäre Strukturen, die nicht einmal der Realität eines Alltags im Zweiten Weltkrieg gerecht wurden und in einer absoluten Befehls- und Gehorsamskette auch nicht hinterfragt wurden. In wieweit diese Strukturen systemimmanent und notwendig sind oder einem Bedürfnis nach absoluter Kontrolle und Macht gerecht werden, und damit auch Missbrauch ermöglichen, sind wichtige Fragen die Eissler aufgrund seiner Beobachtungen stellt und die auch heute noch aktuell sind.«
(Gertrud Hardtmann, socialnet.de)