
Ingeborg Goebel-Ahnert
Pathologische Trauer und chronische Depression
Studie zur Wirksamkeit der psychoanalytischen Behandlung
1. Auflage 2017
208 S., Paperback Großoktav (23,5 x 15,5 cm)
ISBN 978-3-95558-206-7
Depressionen haben in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen. Sie gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, nahezu 10 Prozent der Bevölkerung sind betroffen, die gesellschaftlichen Kosten sind immens. Das persönliche Leid ist umfassend, die Erkrankung verläuft zumeist chronisch. Diese Einzelfallstudie entstand im Kontext des von Marianne LeuzigerBohleber im Sigmund-Freud-Institut geleiteten wissenschaftlichen Depressionsprojekts Langzeitstudie chronischer Depression. Sie belegt eindrucksvoll anhand wissenschaftlicher Kriterien die nachhaltige Wirksamkeit der psychoanalytischen Therapie der Depression.
Im Fokus steht die Psychoanalyse einer jungen Frau, die in ihrer Weiblichkeitsentfaltung und ihrer Autonomieentwicklung gehemmt war und sich ihrer Depression hilflos ausgeliefert fühlte. Eine Krise im Zusammenhang mit erschwerten adoleszenten Ablösungsprozessen hatte die depressive Erkrankung ausgelöst. Insbesondere behinderten ihre Trennungs- und Verlustängste die Entwicklung eines realistischen Selbstgefühls ebenso wie die Fähigkeit, befriedigende interpersonale Beziehungen zu unterhalten. In der für die Psychoanalyse typischen Verknüpfung von Praxis und Forschung veranschaulicht die Fallstudie, dass eine Behandlung zu nachhaltigen Veränderungen in wichtigen Persönlichkeitsbereichen und im Beziehungsgefüge eines Patienten führen kann. Im konkreten Fall wurde ein verbessertes soziales Funktionsniveau, mehr Abgrenzungsfähigkeit und Selbstakzeptanz, das Eingehen einer Partnerschaft und die Reduzierung von Medikamenten sowie Verminderung von Arbeitsfehltagen erreicht.
II. Dank
III. Übersicht und Aufbau der Arbeit
1. Einleitung und theoretische Vorüberlegungen
1.1 Depression – Ausmaß und gesellschaftlicher Kontext
1.2 Hintergründe depressiver Erkrankungen
1.3 Zur Phänomenologie und psychodynamischen Auffassung von Depression
1.4 Klassifikation depressiver Erkrankungen
1.5 Die Notwendigkeit randomisierter kontrollierter Studien
1.6 Zur Bedeutung von Einzelfallstudien in der klinischen Forschung
1.7 Einführung in das Fallbeispiel
2. Zusammenfassende Darstellung der LAC-Depressionsstudie
2.1 Die Patientenaufnahme
2.2 Design der LAC-Studie/Stichprobengröße
2.3 Psychotherapeutische Interventionen
2.4 Therapeutische Adhärenz
2.5 Diagnostik und Erfolgskriterien
2.6 Verlaufsdesign, Datenerhebung und Messverfahren
2.7 Zu den Ergebnissen
2.8 Die Klinische Konferenz zur LAC-Studie
2.9 Pilot- und Hauptstudie
2.10 Theoretische und konzeptionelle Grundlagen der LAC-Studie
3. Ein Modell zur Behandlung chronisch depressiver Patienten
3.1 Die Basis des TADS-Behandlungsmanuals
3.2 Das allgemeine Verständnis von Depression im TADS-Manual
3.3 Ziele und Wertvorstellungen der Behandlung
3.4 Psychische Zustände
3.5 Aufgaben des Therapeuten
3.6 Die Bedeutung des Rahmens
3.7 Typische Themen in der Behandlung depressiver Patienten
3.8 Psychodynamische Grundtypen von Depression
3.9 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der LAC- und der TADS-Studie
4. Psychoanalytische Konzepte zu Depression und pathologischer Trauer
4.1 Die Relevanz des Selbstwertgefühls bei Depression
4.2 Formen pathologischer Trauer
4.3 Pathologische Trauer und das Konzept der Nachträglichkeit
4.4 Eine Klassifikation pathologischer Trauerreaktionen
4.5 Depression und Trauma
4.6 Transgenerative Depression: Das Trauma der weißen Trauer
4.7 Entstehungspfade der Depression – Das integrative Modell von Bleichmar
5. Zum Zusammenhang von (Spät-)Adoleszenz und Depression
5.1 Von der Adoleszenz zum Erwachsensein
5.2 Zur Genese von Depression in der psychosexuellen Entwicklung
5.3 Adoleszente Ablösung
5.4 Adoleszenz und Identitätsfindung
5.5 Ziele der Spätadoleszenz
5.6 Trauma als Hindernis bei der Identitätsfindung
5.7 Zur Behandlung adoleszenter Störungen im Erwachsenenalter
6. Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD)
6.1 Geschichte und theoretischer Hintergrund
6.2 Die Konzeption der OPD-2
6.3 Das Rating
6.4 Die Veränderungsmessung
6.5 Die Funktion der OPD in der LAC-Studie
7. Psychoanalytische Expertenvalidierung in der klinischen Forschung
7.1 Das Three-Level Model of Clinical Observation
7.2 Expertenvalidierung im Kontext der LAC-Depressionsstudie
8. Entwicklung der Fragestellung und Ziele der Einzelfallstudie
8.1 Zuordnung der Forschungsstrategie
9. Klinisch-narrative Zusammenfassung einer Psychoanalyse
9.1 Der Behandlungsverlauf
9.2 Zur Psychodynamik und Psychopathogenese
9.3 Kommentar von Hugo Bleichmar zur Behandlung
10. Die Durchführung einer Expertenvalidierung
10.1 Das Eruieren von Transformationspunkten
10.2 Die Illustration von Veränderungen
10.3 Die Dokumentation des Transformationsprozesses
10.4 Die Validierung der erreichten Transformationen
11. Die Ergebnisse der extraklinischen Untersuchung mittels OPD und HUS
11.1 Die Fokusbestimmung
11.2 Die Veränderungen anhand der Heidelberger Umstrukturierungsskala
12. Übereinstimmung und Widersprüche der Untersuchungsergebnisse
12.1 Die Werte des Beck-Depressions-Inventars (BDI)
13. Diskussion des Behandlungsfalles in Verbindung mit theoretischen Konzepten
13.1 Fallbezogene Reflexion zum Konzept der pathologischen Trauer
13.2 Die Depression als Traumafolgestörung in der Adoleszenz
13.3 Vertieftes theoretisches Verständnis des Einzelfalls anhand von Bleichmars Modell der Entstehungspfade von Depressionen
14. Bemerkungen zur Behandlung unter Einbeziehung des TADS-Manuals
14.1 Zuordnung der Patientin in die TADS-Typologie depressiver Zustände
14.2 Abschließender Blick auf spezifische Behandlungstechniken
15. Zusammenfassung
Literatur
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
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Ingeborg Goebel-Ahnert, Dipl.-Psych., Psychoanalytikerin (DPV/IPA) und Supervisorin in freier Praxis, Dozentin am Frankfurter Psychoanalytischen Institut sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Depressionsprojekt Langzeitstudie chronischer Depression (LAC) am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt a. M. Zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften und Büchern. |
(Ingrid Barley, Deutsches Ärzteblatt PP, 6/2018)
»Ingeborg Goebel-Ahnert bringt es fertig, eine Vielzahl von Konzepten und Modellen auf kleinstem Raum vorzustellen. Deshalb eignet sich das Buch auch gut zum Nachschlagen, sei es zum Thema Depression oder zu Instrumenten wie der OPD.
Für alle PsychotherapeutInnen, die sich dafür interessieren, wie eine Psychoanalyse nicht nur der Symptomatik, sondern insbesondere der Persönlichkeitsstruktur und ihrer Lebensmöglichkeiten führen kann, sei das Buch wärmstens empfohlen.«
(Helena Glatt, punktum)