
Reinhart Kößler / Henning Melber
Völkermord – und was dann?
Die Politik deutsch-namibischer Vergangenheitsbearbeitung
1. Auflage 2017
176 S., Paperback Großoktav (23,5 x 15,5 cm)
ISBN 978-3-95558-193-0
Vorwort von Heidemarie Wieczorek-Zeul
»Dieses Buch richtet sich in erster Linie an uns Deutsche. Wollen wir uns mit der Vergangenheit in der Gegenwart als nötiger Grundlage für die Zukunft befassen, müssen wir bei uns beginnen, auch wenn dies andere betrifft. Dieses Buch ist ein willkommener Beitrag dazu, unsere Wahrnehmungen zu schärfen. Es plädiert eindringlich für geeignete Schritte zu einer deutsch-namibischen Begegnung im Sinne wirklicher Völkerverständigung.« (Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin a. D.)
Reinhart Kößler und Henning Melber, zwei ausgewiesene Kenner Namibias und international anerkannte Wissenschaftler, bemühen sich seit Jahrzehnten um einen kritischen Umgang mit dem kolonialen Erbe des Kaiserreiches. Sie rekapitulieren den Völkermord und die mühevolle Erinnerungsarbeit, wie sie von Teilen der deutschen Zivilgesellschaft und den betroffenen Bevölkerungsgruppen Namibias schon lange eingefordert wird. Ein Buch, das exemplarisch den konsequenten Umgang mit staatlicher Gewalt in der Geschichte fordert, die bisherigen Versäumnisse dokumentiert und neue Perspektiven aufzeigt.
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Vorwort
1. Der Völkermord in Deutsch-Südwestafrika
1.1. Zur Vorgeschichte des Deutsch-Namibischen Krieges
1.2. Auftakt zum Völkermord im »Schutzgebiet«
1.3. Die genozidale Vernichtungsstrategie
1.4. Vom Konzentrationslager zu Arbeitszwang und Rassentrennung
1.5. Koloniales Vorspiel zur industrialisierten Massenvernichtung
1.6. Völkermord – und was dann?
2. Ein Völkermord, der keiner sein sollte: Deutschland und Namibia bis 2015
2.1. Verdrängung durch die Konkurrenz der Opfer?
2.2. Eine »besondere Verantwortung«
2.3. Schuld und Vergebung ohne Entschädigung?
2.4. Die Tabuisierung des V-Wortes
3. Die Enttabuisierung des V-Wortes – ein Wendepunkt?
3.1. Wer A(rmenien) sagt …
3.2. Fallstricke der Verhandlungen
3.3. Und nochmals: Armenien und Namibia
3.4. Wer mit wem?
4. Von Fakten und Mythen
4.1. Sackgassen des Faktenverdrehens
4.2. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
5. Völkerverständigung als Dekolonisierung
5.1. Eine notwendige Entschuldigung
5.2. Zivilgesellschaftliche Akteure
5.3. Öffentlicher Raum als Gestaltungsfeld
5.4. Öffentlicher Raum als postkolonialer Lernort
5.5. Rehumanisierung menschlicher Überreste
5.6. Bildung, Unterricht und Forschung
5.7. Dringlicher Aufklärungsbedarf
Literatur
Veröffentlichungen der Verfasser
Prof. Dr. Henning Melber leitete die Dag-Hammarskjöld-Stiftung in Uppsala/Schweden und war von 1994 bis 2000 Vorsitzender der Namibisch-Deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NaDS) in Windhoek.
Gemeinsam haben sie zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht und waren mehr als 30 Jahre im Vorstand der Informationsstelle Südliches Afrika aktiv.
Kößler und Melber befassen sich (…) mit einem Skandal aktueller deutscher Politik (…) ein wissenschaftliches Werk mit breitem Quellenapparat, welches anschaulich darlegt, wie die Vernichtungsstrategie der deutschen Kolonialarmee (…) auch heute noch berührt. (…) ein spannendes Unterfangen, das oft überraschende Blicke eröffnet. (…) auch ganz praktische Perspektiven, die Gruppen der Zivilgesellschaft zum Tun animieren können.«
(Gerd Riepe, peter-hammer-verein.de)
»Völkermord – und was dann? Is more up to date and provides further insight into German contexts shaping the genocide debate than most or all Anglophone scholarship. As such, it has much to commend it, not only for the German public, but also for readers concerned with genocide issue in Namibia and postcolonial memory politics more broadly.«
(Christian A. Williams, American Historical Review)
»By way of conclusion, the authors recommend intensified information campaigns in various public spaces to prevent the historical memory of the colonial genocide from being ossified in meaningless rituals of from being forgotten altogether. This book provides a useful reminder of the complexities of Vergangenheitsbewältigung (coming to terms with the past) in Germany.«
(Tilman Dederin, Journal of Nambian Studies)
»es verdeutlicht, dass eine substantielle Auseinandersetzung über die koloniale Vergangenheit Deutschlands gerade erst am Anfang steht.«
(Andreas Eckert, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
»Sie erläutern anschaulich die Vorgeschichte des Krieges und setzen sich differenziert mit kolonialen Herrschaftsmustern und Gewaltpraktiken auseinander. (…) viele Erkenntnisse für historisch und entwicklungspolitisch Interessierte«
(Rita Schäfer, welt-sichten)
»Sie verstehen den Kolonialismus nicht als eine historisch isolierte Periode, sondern als eine Zeit, deren Spuren sich vom frühen 20. Jahrhundert über das Dritte Reich bis in die Bundesrepublik ziehen – und sich in der heutigen Gesellschaft in Form des noch immer weit verbreiteten Rassismus widerspiegeln. (…) Gegen eine Relativierung historischer Verbrechen (…) Das Buch geht weit über die Auflistung historischer Ereignisse hinaus: Es zeigt, wie schwer sich Medien, Politik und Gesellschaft bis heute mit der kolonialen Vergangenheit tun. Wie die einstigen Menschenrechtsverletzungen verschwiegen und verharmlost werden – und wie die Nachfahren der Opfer in ihrem Wunsch nach Wiedergutmachung noch immer ignoriert werden.«
(Paul Starzmann, Vorwärts)
»Bei dieser Lektüre habe ich tatsächlich viel Neues erfahren.«
(clairehorst.wordpress.com)
»Zusammenfassung von hunderten wissenschaftlichen Artikeln und Buchbeiträgen (…) In konzentrierter Form informiert es über die historischen Ereignisse, die deutsche Vergangenheitspolitik und den aktuellen Stand der Dinge. Es mündet in ein flammendes Plädoyer für die Dekolonisierung (…).«
(Christian Stock, iz3w.org)
»Neben zahlreichen weiteren, interkulturell und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verantwortungsbewusst denkenden und handelnden Menschen, sind vor allem zwei Wissenschaftler zu benennen, die die deutsche(n) ›Kolonialschuld(en)‹ immer wieder anmahnen und im kollektiven Bewusstsein halten (...) Reinhart Kößler und Henning Melber bieten in ihrer Studie ›Völkermord – und was dann?‹ eine Fülle von Informationen und Argumenten an und zeigen auf: ›Vergangenheit ist nicht tot!‹«
(Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, socialnet.de)
»Umso wichtiger ist gerade jetzt dieses Buch, weil es ohne Denkverbote die Frage untersucht, wie sich eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Völkermord überhaupt ermöglichen lässt. (…) Für die aktuellen Debatten über die Gewaltgeschichte des deutschen Kolonialismus liefert das Buch gute, fundierte Argumente (…). Es stellt auch konkrete Forderungen an Bildung, Unterricht und Forschung, sich den nicht nur in der konservativen Presse, vorherrschenden medialen Verzerrungen der Wirklichkeit im heutigen Namibia entgegen zu stellen.«
(Christoph Ludszuweit, graswurzel.net)