
Henning Melber / Kristin Platt (Hrsg.)
Koloniale Vergangenheit – postkoloniale Zukunft?
Die deutsch-namibischen Beziehungen neu denken
1. Auflage 2022
256 S., Paperback Großoktav (23,5 x 15,5 cm)
ISBN 978-3-95558-321-7
Beiträgen von Tom K. Alweendo, Rakkel Andreas, Julia Böcker, Medardus Brehl, Sevim Dağdelen, Albert Gouaffo, Dag Henrichsen, Naita Hishoonovon, Dominic Johnson, Uazuvara Katjivena, Horst Kleinschmidt, Adetoun Küppers-Adebisi, Michael Küppers-Adebisi, Carola Lentz, Henning Melber, Stephan Mühr, Jephta Nghuherimo, Kristin Platt, Ruprecht Polenz, Sylvia Schlettwein, Calle Schlettwein, Bernardus Swartbooi, Uwe Timm, McHenry Venaani, Erika von Wietersheim, Olaf Zimmermann
Mitte Mai 2021 wurde von den Sonderbeauftragten Deutschlands und Namibias als Ergebnis von neun Verhandlungsrunden seit Ende 2015 ein »Versöhnungsabkommen« paraphiert. Als bislang einzigartigen Schritt einer ehemaligen Kolonialmacht erkennt dieses Abkommen den in Südwestafrika verübten Völkermord politisch und moralisch an. Die vereinbarte »Geste der Anerkennung« wird seither in beiden Ländern kontrovers diskutiert.
Vor diesem Hintergrund stellt dieser Band die verschiedenen Perspektiven vor und lässt dabei unterschiedliche Stimmen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur in Deutschland und die Sicht der Betroffenen in Namibia zu Wort kommen. Damit soll die Bandbreite der Meinungen und Versuche zur Bearbeitung der kolonialen Hinterlassenschaften am Beispiel des deutsch-namibischen Beziehungsgeflechts, aber auch im Umgang mit der Erinnerung an Massengewalt und Genozid in der Geschichte insgesamt dokumentiert werden.
Vorwort
Henning Melber / Kristin Platt
Einleitung
Kristin Platt
Gewalt, Trauma und Erinnerung
Zum Umgang mit Völkermord
Henning Melber
Zum Völkermord in Deutsch-Südwestafrika
Medardus Brehl
Namibia im Deutschen Bundestag und in der Außenpolitik
Die Last kolonialer Hypotheken: Perspektiven nicht nur zu Namibia
Albert Gouaffo
Eine kritische Betrachtung der deutschen kolonialen Geschichtsaufarbeitung
Uwe Timm
Jakob Morenga / Jacob Marengo
Ein großer Name, den nur Wenige kennen
Dominic Johnson
Kennen wir uns?
Was koloniale Aufarbeitung in Deutschland von der in Frankreich, Großbritannien und Belgien unterscheidet
Carola Lentz
Erinnerungsräume öffnen, Erinnerungsgemeinschaften verbinden
Der Umgang mit kolonialem Erbe als Herausforderung für das Goethe-Institut
Olaf Zimmermann
Unfreiwillige Chance Humboldt Forum
Julia Böcker
Wegweiser zu einem kritischen Bewusstsein zu unserer kolonialen Vergangenheit
Ruprecht Polenz
Noch ein weiter Weg bis zur Aussöhnung
Sevim Dağdelen
Völkermord zweiter Klasse?
Koloniale Kontinuitäten im deutsch-namibischen »Versöhnungsabkommen«
Adetoun und Michael Küppers-Adebisi
Afrofuturistischer Kampf der Narrative
Vor dem Gesetz – The Long Centuries
Eine Kafka-Parabel in the reMIX
Deutschland und Namibia in Geschichte und Gegenwart: Namibische Wirklichkeiten
Uazuvara Katjivena
Erinnerungen an Mama Penee
Jephta Nghuherimo
Namibia und Deutschland:
nichtRespektierte-unWürdige Erinnerung und Versöhnung
Horst Kleinschmidt
Verstrickungen: eine Familie auf der Suche nach sich selbst
Dag Henrichsen
Ovandoitji – Geteilte und gespaltene Archive
Naita Hishoono
Ein Platz unter der Sonne
Rakkel Andreas
Die emotionale Intelligenz verhandelten Friedens
Stephan Mühr
Wer im Schatten sitzt...
Erika von Wietersheim
Im Schatten des Genozids
Gedanken einer deutschsprachigen Namibierin
Sylvia Schlettwein
Das Schweigen der Ahnen
Calle Schlettwein
Lasst uns zusammenstehen!
Tom K. Alweendo
Deutschland kann mehr anbieten
Bernardus Swartbooi
Warum wir nicht eine Nation sind
McHenry Venaani
Für ein Abkommen, das unseres Volkes würdig ist
Henning Melber / Kristin Platt
Epilog und Ausblick
Die Autorinnen und Autoren
PD Dr. Kristin Platt ist Kulturwissenschaftlerin und Sozialpsychologin am Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören Genozidforschung, Diasporaforschung und Traumaforschung und die Befassung mit individueller und kollektiver Gewaltbereitschaft in den Feldern Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft.
(Theresa Brüheim, Politik und Kultur)
»Die Herausgeber:innen führen ein, bieten einen Ausblick, aber ordnen die Beiträge nicht ein. Damit erreichen sie ihr im Klappentext expliziertes Ziel, ›die Bandbreite der Meinungen und Versuche zur Bearbeitung der kolonialen Hinterlassenschaften‹ zu dokumentieren, um darüber zu Verständigungen zu kommen – statt diese Schritte zu überspringen und zu meinen, man könne gleich zur Versöhnung schreiten.«
(Daniel Bendix, Peripherie)
»Ausgesprochen interessant ist, wie unterschiedlich Namibianer*innen, Deutsche und Deutschnamibier*innen den Umgang mit dem Völkermord und die Reaktionen auf das Versöhnungsabkommen erleben. So vermittelt die Diskussion unter verschiedenen Blickwinkeln ein breiteres Bild der Vergangenheit und Zukunft der deutsch-namibischen Beziehungen und macht den Sammelband zu einer empfehlenswerten Lektüre.«
(Madeleine Lang, iz3w)
»In diesem Buch wird die Geschichte, der Völkermord, nochmal dargestellt. Dann geht es um die Erinnerung und Aufarbeitung in Deutschland (…). Die Kritik aus Namibia wird im Wesentlichen durch den Abdruck übersetzter Reden aus der entsprechenden Parlamentsdebatte vorgetragen, die Kritikerinnen und Kritiker sprechen also selbst. (…) Das Versöhnungsabkommen, so ist zu hoffen, wird keinen Schlusspunkt unter die Debatte setzen (…). Es ist eher der Start einer ehrlicheren Debatte. Dazu liefert dieses Buch viele Informationen und Anregungen.«
(Reinhard Pohl, Gegenwind)
»Deutlich wird in dieser Konstellation aus heterogenen, biografisch sehr individuell geprägten Beiträgen die Komplexität von Erinnerungskultur, Verantwortungsübernahme und gesellschaftlichen Ungleichheiten. Immanent kreist der Band um die Fragen, wer sich (und wie) erinnern dürfe, wer für andere spreche bzw. wer aus Erinnerungsprozessen exkludiert bleibe und welche gesellschaftlichen Annahmen für das Gelingen postkolonialer Erinnerung dekonstruiert werden müssten.«
(C3 - Bibliothek für Entwicklungspolitik / centrum3.at)
»Konsens aller Beiträge: Eine Versöhnung zwischen Deutschstämmigen, OvaHerero und Nama ist unverzichtbar, um im künftigen Namibia miteinander leben zu können. Das Buch zeigt Wege auf, wie das gelingen kann, und warnt vor Fallstricken (…).«
(Sven-Eric Stender, Allgemeine Zeitung Namibia)
»Der Sammelband bietet neben ausführlichen Einleitungstexten, die Zusammenhänge unter Bezugnahme auf die historische Genozid- und Politikforschung herstellen, zwei umfangreiche Kapitel zu kolonialen Hypotheken und namibischen Wirklichkeiten. Darin geht es einerseits um die hiesige Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialherrschaft und andererseits um divergierende Erinnerungen und -deutungen des Genozids und weiterer kolonialer Konflikte in Namibia. (…) Dazu ist noch viel in Namibia und Deutschland aufzuarbeiten, wozu der lesenswerte Sammelband auch Einsteigern zahlreiche Denkanstöße bietet.«
(Rita Schäfer, welt-sichten)
»Der Ausgangspunkt für die Herausgabe dieses Bandes ist die Tatsache, dass seit Mitte Mai 2021 von den Sonderbeauftragten Deutschlands und Namibias als Ergebnis von intensiven Verhandlungsrunden seit Ende 2015 ein ›Versöhnungsabkommen‹ paraphiert worden ist. (…) Vor diesem Hintergrund stellt dieser Band die verschiedenen Perspektiven hierzu vor und lässt unterschiedliche Stimmen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur in Deutschland sowie die Sicht einiger der Betroffenen in Namibia zu Wort kommen. Damit sollen die Bandbreite der Meinungen und Versuche, die kolonialen Hinterlassenschaften zu bearbeiten, am Beispiel des deutsch-namibischen Beziehungsgeflechts, aber auch im Umgang mit der Erinnerung an Massengewalt und Genozid in der Geschichte insgesamt dokumentiert werden.«
(Norman Adler, Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte e.V.)
»Die Texte sind ganz unterschiedlicher Art, je nach politischem Standpunkt, der Haltung zum Abkommen und emotionaler Betroffenheit des jeweiligen Autors. Aus den verschiedenen Beiträgen kristallisiert sich heraus, wie schwierig es ist, ein Abkommen zu schließen, das nicht nur zwischen zwei Regierungen Bestand hat, sondern auch betroffene Minderheiten im eigenen Land zufriedenstellt. Wie kann Verständigung und Sühne bei ganz unterschiedlichen Akteuren überhaupt erreicht werden? Es werden verschiedene Lösungsmöglichkeiten skizziert, aber es gibt z. Zt. keine abschließende Lösung. Dennoch ist es wichtig, dass Fakten bekannt gemacht werden und so eine Grundlage gelegt wird für eine breite Diskussion über die Frage, wie Aussöhnung gelingen kann. Als eine solche Grundlage für einen innerdeutschen Diskurs über postkoloniale Verträge und die Schwierigkeiten einer Aussöhnung ist das Buch durchaus geeignet (…).«
(Lothar Rheinberger und Hannelore Breyer-Rheinberger, Deutsche Lehrer im Ausland)