Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Fachzeitschrift für Psychoanalyse und Tiefenpsychologie
Psychotherapeutisches Arbeiten mit Bezugspersonen I
Printausgabe – Heft 207, 56. Jg., 3/2025
Inhalt
Vorwort
Thomas Hüller
Zur Bedeutung der psychoanalytischen Metapsychologie für die begleitenden Arbeit mit Bezugspersonen in der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Helene Timmermann
Das Trauma der Eltern ist das Drama des Kindes
Überlegungen zur transgenerationalen Weitergabe traumatischer Erfahrungen in Familien
Werkstattbericht
Jakob Erne
Chancen und Herausforderungen in der Arbeit mit Bezugsbetreuerinnen und -betreuern
Birgit Gaertner / Inka Tischer / Katrin Luise Laezer
»Sind psychoanalytische Behandlungen über die Adoleszenz hinaus wirksam?
Drei Fallgeschichten aus der Frankfurter ADHS-Wirksamkeitsstudie
Buchbesprechungen
Die Autorinnen und Autoren des Heftes
Ankündigungen
Thomas Hüller
Zur Bedeutung der psychoanalytischen Metapsychologie für die begleitenden Arbeit mit Bezugspersonen in der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen von Lorenzer wird versucht, die Bedeutung der Metapsychologie und hier im besonderen des Strukturmodells für die begleitende Arbeit mit den Bezugspersonen in der analytischen Kinderund Jugendlichen-Psychotherapie zu betonen. Neben theoretischen Überlegungen illustrieren Fallvignetten die anspruchsvolle Arbeit mit Bezugspersonen, die selbst keine Patienten, aber maßgeblich in die Psychotherapie ihres Kindes einbezogen sind. Diese Dynamik entscheidet nicht selten über den Erfolg einer Psychotherapie. Der technische Umgang mit dieser Dynamik verweist auch auf den genuin psychoanalytischen Anteil von Kinderpsychotherapien.
Schlüsselwörter: analytische Arbeit mit Bezugspersonen, Strukturmodell, Technik.
Helene Timmermann
Das Trauma der Eltern ist das Drama des Kindes
Überlegungen zur transgenerationalen Weitergabe traumatischer Erfahrungen in Familien
Anhand von Ergebnissen einer qualitativen Forschungsstudie, in denen narrative Interviews mit Eltern und Großeltern psychoanalytisch behandelter Kinder geführt wurden, wird versucht, aufzuzeigen, wie transgenerationale Weitergaben traumatischer Erfahrungen in den verschrifteten Texten identifiziert werden können. Es wird der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen diese Erfahrungen auf die Kinder und Enkel haben. Die Interpretation erfolgte mit hermeneutischer und textanalytischer Methode sowie psychoanalytischen Traumatheorien.
Schlüsselwörter: hermeneutische Methodik, narrative Interviews, Textanalyse, transgenerationale Weitergabe, psychoanalytische Traumatheorie.
Birgit Gaertner / Inka Tischer / Katrin Luise Laezer
Sind psychoanalytische Behandlungen über die Adoleszenz hinaus wirksam?
Drei Fallgeschichten aus der Frankfurter ADHS-Wirksamkeitsstudie
In unserem vorliegenden Beitrag berichten wir von der Langzeitkatamnese der Frankfurter ADHS-Wirksamkeitsstudie. Einleitend fassen wir die diagnostischquantitativen Ergebnisse zusammen, die die Hypothese stützen, dass die psychoanalytische Behandlung von Kindern mit der Diagnose ADHS und/oder Störung des Sozialverhaltens in ihrer Wirksamkeit zwölf Jahre nach Behandlungsbeginn nicht schlechter als die verhaltenstherapeutische Behandlung mit und ohne Medikation ist. In allen drei exemplarischen Fallgeschichten, die im Zentrum des Beitrags stehen, erscheint die Entwicklung von ADHS-typischen Symptomen im Grundschulalter rückblickend als ein fast zwangsläufig sich entwickelnder Ausdrucksort für emotionale und oft auch kognitive Dysregulation, fehlende psychische Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit in Schule und Familie. Die »lauten« Symptome der drei Kinder bildeten damals den Anlass für die Diagnostik und Intervention. Die Frage, wie die heute jungen Erwachsenen die Schwellensituation der Adoleszenz bewältigt haben, hängt unter anderem von der Qualität und Quantität der Belastungsmomente der frühen, in zwei Fällen, traumatischen Lebensgeschichte und den haltgebenden Strukturen ab. Letztere wurden durch die Interventionen nachhaltig unterstützt und gefördert, indem sie halfen die »lauten« Symptome zu beruhigen.
Schlüsselwörter: Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität, Langzeit-Katamnese, Störung des Sozialverhaltens, psychoanalytische Psychotherapie, Verhaltenstherapie.